Unsere Lieblingsplätze: Ausflugs-Tipps 2014
Das fliegermagazin-Redaktionsteam stellt Ihnen seine ganz persönlichen Lieblingsflugplätze und Reiseziele vor
Das Wetter ist gut, die Tanks sind voll, und vielleicht haben sogar die Lieben Zeit und Lust für eine ausgedehnte Tour – jetzt fehlt nur noch das passende Ziel.
Das fliegermagazin-Redaktionsteam stellt Ihnen seine ganz persönlichen Lieblingsflugplätze 2014 vor: in Deutschland, aber auch jenseits der Grenze – die Piloten ohnehin gern hinter sich lassen.
Flugplatz Ærø – EKAE
Am Rand der dänischen Südsee liegt Ærø, eine Insel wie aus dem Bilderbuch. Schon der Anflug mit einer Runde über die kleinen Eilande nördlich der Insel ist ein Genuss. Die Graspiste ist problemlos, man sollte allerdings vorher anrufen – auch, um eines der Mietfahrräder am Platz zu sichern. Die Betreiber erklären gern die Abkürzung übers Feld, mit der man ins Dörfchen Ærøskøbing kommt. Marstal ist die Alternative, beide Orte bieten schnuckelige Kopfsteingassen, dänisches Softeis und nette Cafés. Gleich hinter dem Hafen von Ærøskøbing liegt ein fast karibischer Strand, an dem die Einwohner kleine Buden besitzen, in denen sie sich umziehen. Doch auch Gäste können hier gut baden.
Flugplatz Baltrum – EDWZ
Wer noch nie auf der ostfriesischen Insel gelandet ist, tut gut daran, sich mit den Besonderheiten von EDWZ vertraut zu machen. Schon klar – eine gute und sorgfältige Flugvorbereitung gehört bei jedem Flug dazu, doch 360 Meter Pistenlänge sprechen eine recht deutliche Sprache. Machbar ist das, aber man sollte seine Maschine gut kennen und die Weight & Balance tunlichst beachten. Oder mit dem UL anreisen – das passt immer. Kenner wissen allerdings auch, dass das Grün vor und hinter dem gepflasterten Landestreifen zur Not mitgenutzt werden kann. Nicht zu vergessen: Baltrum pflegt eine Mittagspause, doch darauf weisen die freundlichen Flugleiter sowieso hin, wenn man sein Kommen ankündigt (PPR!).
Ist all das abgehakt, winkt als Belohnung der nahe Sandstrand, die erfrischende Nordsee („Anbaden“ am 5. Mai!) und natürlich der Ort selbst mit Restaurants und Strandcafés. Übernachten kann man preiswert in Pensionen, Hotels und Ferienwohnungen – und dann das Festland einfach mal vergessen, was auf der autofreien Insel recht schnell gelingt. Vollends maritim wird es bei den Konzerten des Baltrumer Shanty-Chors, der zweimal im Monat auftritt.
Château Monhoudou
Ein Wochenende „wie Gott in Frankreich“ gibt es nirgends so wie auf Château Monhoudou. Der Schlossherr, selbst UL-Pilot, und seine Gattin verwöhnen ihre Gäste persönlich. Wie wäre es nach der Ankunft mit einem Cidre vor dem Schloss, während die Pferde mit wehender Mähne malerisch durch den Park galoppieren? Entspannung pur! Es gibt acht sehr individuell eingerichtete Zimmer von 115 bis 170 Euro. Auf keinen Fall das Dinner-Menü auslassen – die Vicomtesse kocht selbst, und das ausgezeichnet!
Das etwa 20 Meilen nördlich von Le Mans gelegene Herrenhaus ist seit 19 Generationen in Familienbesitz und hat eine private Grasbahn, die je nach den herrschenden Windbedingungen nicht ganz einfach ist: im Anflug von Süden Hindernisse und deshalb eine versetzte Schwelle, die die Bahn von 720 auf etwa 500 Meter verkürzt. Allerdings steigt die Piste nach Norden mit zwei Prozent an, wobei die stärkste Neigung am Südende vorliegt. Eine Alternative näher an der deutschen Grenze ist das Château de la Berchère, 500 Meter vom Platz Nuits Saint-Georges (LFGZ) entfernt, der südlich von Dijon liegt. www.monhoudou.com
Flugplatz Radolfzell-Stahringen – EDSR
Es ist einer der schönsten Flugplätze der Bodenseeregion: ein weites Wiesengelände umgeben von Hügeln, hoch überm Platz die Burgruine Homburg, im Osten die Ruine Altbodman, aus der Platzrunde sind die Vulkanberge des Hegaus zu sehen und bei guter Sicht die Alpen. Der Bodensee natürlich auch. Hier, an seinem Nordwestende, ist das Ufer weniger verbaut als an anderen Stellen, es gibt keine Industrie, und der Tourismus hält sich in Grenzen. Am Überlinger See, wie dieser Teil des „Schwäbischen Meers“ heißt (das eigentlich „Badisches Meer“ heißen müsste), zieht sich von Stahringen der Wald über viele Kilometer am steilen Südufer dahin – ein Naturschutzgebiet.
Von EDSR aus kann man nach Bodman zum Baden radeln, weiter zur Marienschlucht oder auf der anderen Seeseite in Richtung Überlingen. Fahrräder verleiht die Flugsportvereinigung Radolfzell. Der Platzbetreiber bietet Mogas und Avgas an und sogar ein Zimmer im Hangar zum Übernachten für Piloten. Beim Italiener kann man sich’s auf der erhöhten Terrasse gut gehen lassen, Vögel beim Kreisen in der Thermik beobachten oder den Blick einfach nur über die Landschaft schweifen lassen. Und träumen.
Flugplatz Prag-Letnany – LKLT
Von Deutschland aus ist die „goldene Stadt“ Prag per Flugzeug nicht weit entfernt, und der Grasplatz Letnany östlich des Zentrums bietet sich für all jene an, die es unkompliziert lieben. Der Anflug sollte dennoch gut geplant sein; Details sind auf der offiziellen Internetseite des Platzes unter www.letnany-airport.cz bestens erklärt, auch in Englisch und samt Anflugkarte zum Gratis-Download. Kein Scherz: Halten Sie die Augen auf nach den Zieseln, einer Erdmännchenart: Letnany ist wegen der kleinen Nager, die unterhalb der Grasnarbe ihre Gänge graben, ein Nationales Naturdenkmal.
Auf dem benachbarten Militärplatz Kbely liegt ein überaus sehenswertes Luftfahrtmuseum. Ins Prager Zentrum kommt man komfortabel in etwa einer halben Stunde mit Bus oder U-Bahn, die Station ist nur rund 15 Minuten Fußweg von LKLT entfernt. Kulturell Interessierte und auch Nachtschwärmer kommen hier in jedem Fall voll auf ihre Kosten; in warmen Sommernächten ist die Karlsbrücke über die Moldau die Showbühne schlechthin. Zum Pflichtprogramm für einen Pragbesuch gehören natürlich die Prager Burg mit dem Veitsdom und der Altstädter Ring mit dem Rathaus.
Flugplatz Zell am See – LOWZ
Alpen für Anfänger: Das bietet Zell am See. Das bedeutet keineswegs, dass das Wetter nicht gut genug für einen Anflug sein muss, denn die Berge in der Umgebung sind schon richtig hoch – und die Platzrunde verläuft für Flachländer ungewohnt dicht am Hang. Doch der Anflug am Watzmann vorbei und dann über den Zeller See zur Asphaltbahn ist spektakulär. Die Atmosphäre am Platz ist entspannt und nett, die Umgebung hat jede Menge Ausflüge zu bieten. Allerdings ist ein Mietwagen für die etwas größeren Distanzen durchaus empfehlenswert.
So ist die Seilbahn-Auffahrt zum Gletscher in Kaprun zu empfehlen, ebenso die Fahrt in den Ort Zell am See. Wer dort übernachten will, findet eine Riesenauswahl an Quartieren. Uns gefiel es beim Steinerwirt, der unter anderem ein sensationelles Schnitzel serviert. Wenn das Wetter auch beim Abflug passt, gibt es zwei interessante Möglichkeiten: Im Nordwesten locken Kitzbühel und St. Johann mit dem Wilden Kaiser, im Osten kann man durch eine spektakuläre Klamm von Süden Richtung Salzburg fliegen und vielleicht auch noch den legendären Hangar 7 mit der Flugzeugsammlung der Flying Bulls besuchen.
Flugplatz Lido Di Venezia – LIPV
Dieser Anflug ist nicht einfach zu toppen: Immer mit Blick auf die Altstadt von Venedig geht es zum Strand der Gondel-Stadt, der gleich auf der anderen Seite der Lagune liegt. Die Graspiste ist gut gepflegt, die Landegebühren sind moderat, das Terminalgebäude zeigt noch Anflüge vergangener Art-Deco-Pracht. Hier auf der Insel vor Venedig gibt es tatsächlich einen schönen Strand, allerdings italienisch dicht belegt. Restaurants sind zu Fuß in nur ein paar hundert Meter Entfernung zu erreichen, ebenso die Anlegestelle der Wassertaxis. Sie bringen Besucher in wenigen Minuten hinüber zum Markusplatz, wo Kanäle, Brücken und Palazzos auf neugierige Besucher warten – was für ein Erlebnis!
Wer das Gewusel in der Altstadt und die hohen Hotelpreise meiden will, dem sei das Hotel Villa Laguna gleich neben der Anlegestelle empfohlen. Es gehört einem italienischen Piloten. Von dort ist man schnell mitten in Venedig. Wenn der Trubel dann zu viel wird, kann man sich wieder an den Strand zurückziehen. Venedig muss man schon mal gesehen haben – es geht ja auch, ohne hinterher gleich zu sterben. www.aeroportonicelli.it
Flugplatz Speyer – EDRY
Zwei große Attraktionen bietet die Stadt am Rhein: den Speyerer Dom und das Technikmuseum. Beide sind auch bei nicht ganz so gutem Wetter lohnende Ziele – und das Technikmuseum ist absolut Kinder-kompatibel. Es liegt direkt neben dem Flugplatz, im Anflug schaut man auf die Exponate herunter. Hier dreht sich viel um die Fliegerei: Eine Boeing 747 prangt über dem Außengelände, ist aber nur eines von mehreren Verkehrsflugzeugen, die zu besichtigen sind. Sogar der russische Raumgleiter Buran wird ausgestellt. Im einzigen IMAX Dome Filmtheater Deutschlands sind zudem spektakuläre Aufnahmen zu sehen. Gleich neben dem Museum bietet sich das Hotel Speyer am Technikmuseum zur Übernachtung an, es ist in einem ehemaligen Kasernenblock untergebracht.
Flugplatz Peenemünde – EDCP
Hierher fliegen, mit einer privaten Maschine aus dem Westen Deutschlands: Jahrzehnte lang war das undenkbar. Peenemünde – das war die Heeresversuchsanstalt der Nazis, die V2, die Sowjetische Armee, die NVA, der tiefste Osten, unerreichbar. Und dann diese 2400-Meter-Bahn, auf der man einfach so landet, direkt an der Küste im Norden von Usedom! Urlaubsatmosphäre, Avgas, Kaffee … Es ist die Geschichte und die Gegenwart dieses Platzes, die ihn so attraktiv machen. Zur Gegenwart gehört das Historisch-Technische Museum, das man mit dem (Miet-)Fahrrad vom Flugplatz aus in 15 Minuten erreicht. Hier ist unter anderem die weltweite Raketenentwicklung dokumentiert. An manchen Stellen des Flugplatzes spürt man noch die gruselige Vergangenheit. Faszinierend.
Enemonzo-zampieri
Italien! Luftlinie ist das von Süddeutschland nur ein Katzensprung, zum Beispiel über den Brenner, das Pustertal und den Plöckenpass. Von dort muss man nur der Passstraße folgen, bei Tolmezzo nach Westen kurven und neun Kilometer dem Tagliamento folgen – schon hat man das Aviosuperficie erreicht. Nach dem Flug über die Alpen, eine streckenweise wilde, abweisende Welt, fühlt sich Zampieri wie eine Oase an, die alles zum Wohlfühlen bietet. Das ist nicht viel – kein Sprit, kein Taxi, kein Personal, das Dienstleistungen anbietet. Aber braucht man das? Man braucht erst mal was zu essen, und dafür gibt’s eine wunderbare Osteria direkt am Platz. Außerdem muss man irgendwo schlafen können – am besten im Zelt.
Wenn Fabio Barazzutti da ist, der Platzhalter (Telefon 0039-335-8417280), fragt man ihn, wo man es aufstellen kann, andernfalls in der Osteria. Duschen gibt’s übrigens auch. Ein Spaziergang ins Dorf, Espresso trinken in einer Bar, die Bergwelt genießen … Perfetto! Nur beim Start braucht man wieder einen klaren Kopf, denn die Grasbahn ist nur 530 Meter lang, liegt auf 1230 Fuß, hat am westlichen Ende eine erhöhte Böschung, und im Osten kommt Wald.
fliegermagazin 4/2014