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Touch & Go Flugplatz Landskrona: Schwedische Gemütlichkeit erleben

Die Meerenge Øresund trennt HelsingØr in Dänemark und Helsingborg in Schweden. Vom Flugplatz Landskrona sind beide gut zu erreichen.

Von Gernot Krämer
Hafeneinfahrt
Helsingør aus der Luft: Imposant thront das UNESCO-Weltkulturerbe Schloss Kronborg vor der Hafeneinfahrt. Hier spielt Shakespeares berühmtes Drama Hamlet. Foto: Gernot Krämer

Flugplatz Landskrona, in der südschwedischen Provinz Schonen gelegen, sei ein „rigtig hyggelig lufthavn“, stand im Pilot Report, ein richtig gemütlicher Flugplatz also. Der jährliche Kurzurlaub mit der Familie per Flieger steht noch aus, die Wetterprognose ist gut. Die Hafenstadt Helsingborg in der Nähe scheint interessant zu sein, mit der Option, in die dänische Schwesterstadt Helsingør überzusetzen. Dann zeige ich Fotos vom Hotel The Vault – und brauche keine weitere Überzeugungsarbeit zu leisten.

Unser Hinflug führt über die Ellehammer-Route über Kopenhagen entlang der zentralen Wasserstraße. Während des Sightseeings über der Stadt müssen wir unter dem Luftraum C des Verkehrsflughafens Kastrup bleiben, der in 1500 Fuß beginnt. Nach dem Wechsel von Copenhagen Approach zu Sweden Control bietet mir die Lotsin an, bis kurz vor der Landung in Landskrona bei ihr zu bleiben.

Anflug auf Landskrona über die Ellehammer-Route

Der erste Eindruck: akkurat getrimmter Rasen, das Clubhaus einladend und wie ein Architektenentwurf. Vor dem Eintreten werden wir freundlich gebeten, die Schuhe auszuziehen. Drinnen bekommen wir Kaffee und Eis angeboten. Auch fliegerisch ist Landskrona komfortabel. Mit drei Klicks auf die Funktaste hätte ich die Befeuerung einschalten können. Öffnungszeiten hat der Platz ebensowenig wie eine Flugleiterpflicht, sodass rund um die Uhr gelandet werden kann. Ein vorheriger Anruf wird allerdings empfohlen – und Treibstoff gibt es nur nach Absprache.

FlugplatzFlugplatz
Landskrona: Die wenig interessante Industriestadt in der Nähe von Helsingborg hat einen gepflegten Flugplatz mit Nachtbefeuerung.

Fotos an der Wand verraten, warum das Gebäude so taufrisch aussieht: Es wurde nach einem Feuer komplett neu gebaut. „Brandstiftung“, erzählt Clubmitglied Lars, als er uns zum 2,5 Kilometer entfernten Bahnhof Vallåkra fährt. Bevor wir in den Zug nach Helsingborg steigen, empfiehlt er das Übersetzen nach Helsingør: „Einheimische nehmen gern sonntags die Fähre hin und zurück, oft sogar mehrmals, um an Bord gemütlich zu essen und zu trinken. Wir nennen das die ›Tura‹.“

In Zwölf Minuten mit der Bahn ins Zentrum Helsingborg

Am Bahnsteig ziehen wir Tickets und fahren mit dem stündlich verkehrenden Nahverkehrszug in zwölf Minuten ins Zentrum von Helsingborg. Die wenigen Schritte zum Hotel führen vom Bahnhof direkt am Hafen über einen breiten Boulevard bis zum monumentalen Rathaus. Gleich hinterm Hotel führt eine malerische Terrassentreppe zum Burgberg mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem 35 Meter hohen Kärnan. Von hier aus bietet sich eine großartige Aussicht nicht nur auf die Innenstadt, sondern auch über die Meerenge zur dänischen Küste.

SchwedenSchweden
Schweden: Helsingborg begrüßt wasserseits ankommende Gäste buntbeflaggt.

Beim Check-in im Hotel erfahren wir, dass Helsingborg die höchste Gastronomiedichte Schwedens hat. An diesem warmen Sommerabend ist die Stadt tatsächlich gut besucht: Nach dem Essen spazieren wir die Hafenpromenade entlang und sind beeindruckt: Containerriesen, Kreuzfahrtschiffe vor traumhaftem Sonnenuntergang, dazu noch eine Kunstinstallation, die Texte und Leuchtgarben auf schwebende Wasservorhänge projiziert.

Entdeckung von Helsingborg und Helsingør

Am nächsten Tag steht Helsingør auf dem Programm. Alle paar Minuten läuft eine Fähre dorthin aus – mehrere Reedereien teilen sich den Markt. Keine halbe Stunde später sind wir drüben in Dänemark.

HelsingørHelsingør
Hyggelig: Die Altstadtgassen in Helsingør laden ein zum Schlendern mit ihren Fachwerkhäusern in warmen Farben wie Ocker und Rot.

Die Schwesterstadt hat eine ganz andere Anmutung als das modern und aufgeräumt wirkende Helsingborg: Fachwerkhäuschen in landestypisch bunten Farben wie Ocker oder Rot säumen die Altstadtstraßen. Nebenan, im von mächtigen Mauern und Wällen umgebenen kö niglichen Schloss Kronborg, heute UNESCO-Weltkulturerbe, ließ Shakespeare seinen Hamlet in der gleichnamigen Tragödie wohnen, Helsingør heißt bei ihm Elsinore. „Sein oder Nichtsein“ lautete hier die Frage.

Das Museumsquartier in Helsingør sind einen Besuch wert

Zwischen der Stadt und dem Schloss, das genau an der engsten Stelle des Øresunds errichtet wurde und dessen Eckturm zugleich als Leuchtturm dient, befindet sich auf einem ehemaligen Werftgelände das neue Museumsquartier, die sogenannte Kulturwerft. Besonders ist das Seefahrtsmuseum, das unterirdisch um ein ehemaliges Trockendock herum gebaut wurde, und in das man über Freitreppen hinabsteigt. Auf der kurzen Fahrt zurück nach Helsingborg begegnen wir teilweise den gleichen Leuten wie bei der Hinfahrt, nur dass die das Schiff gar nicht verlassen haben und wohl schon die fünfte oder sechste „Tura“ machen, wenn man die Zahl der geleerten Bierflaschen hochrechnet.

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Uns zieht es bei diesem schönen Wetter hingegen ins Kallis, Helsingborgs bekannte und ganzjährig geöffnete Kaltwasser-Badeanstalt. Im Kallis sind die Aufenthaltsbereiche für Frauen und Männer getrennt; man trifft sich höchstens draußen im Wasser des Øresunds. Worüber die warme Luft allerdings hinwegtäuscht: Die Kaltwasser-Badeanstalt macht ihrem Namen auch an so einem Tag alle Ehre. 13,6 Grad Celsius Wassertemperatur stand auf der Tafel am Eingang. Für meine aus Andalusien stammende Frau eine echte Herausforderung. Sie hätte sich in der Sauna mit Panoramablick auf den Schiffsverkehr aufwärmen können. Statt dessen schlendern wir leicht melancholisch auf Abschied gestimmt durch Helsingborg.

Die Firma Blackwing hat sich in Esløv niedergelassen

Am nächsten Vormittag rufen wir wie vereinbart Lars an, der uns am Bahnhof wieder abholt. Erst warten wir ein paar Stunden ab, bis Regen und tiefhängende Wolken abgezogen sind; dabei haben wir noch ausgiebig Gelegenheit, die Gastfreundschaft des Flygklubb zu genießen. Wir erfahren etwa, warum es hier „Enoch Thulins Flygplats“ heißt: Der Flugpionier Enoch Thulin hat in Landskrona vor dem Ersten Weltkrieg als erster in Schweden Flugzeuge gebaut.

ClubhausClubhaus
Komfortabel: Das moderne Clubhaus bietet allerhand Annehmlichkeiten wie eine Mikrowelle, um Fertiggerichte zu erwärmen.

Zufällig begegnen wir im Clubhaus Niklas Anderberg, dem Konstrukteur des High-End-ULs Blackwing, den ich von der Aero kenne. Seine Firma sitzt im nahen Esløv, doch seine fliegerische Heimat ist Landskrona. Und da wird klar: Im schwedischen Flugzeugbau mischt die Gegend jetzt wieder ganz vorne mit.

Die Ellehammer-VFR-Route

In der Sichtanflugkarte für Kopenhagen-Kastrup (EKCH) findet sich die VFR-Route durch die Kontrollzone (Luftraum D), die entlang eines Wasserwegs mitten über die Stadt führt. Die maximale Höhe ist 1500 Fuß MSL, darüber liegt in der gesamten Region Luftraum C. Zum Durchflug ist eine Freigabe von Copenhagen Approach oder Tower erforderlich. Im Norden beginnt die Route am Meldepunkt Tuborg, die Brauerei mit hohen Schornsteinen ist leicht zu sehen. Im Südwesten ist der erste Punkt Vallensbæk eine gut erkennbare Kreuzung im gleichnamigen Ort.

Text & Fotos: Gernot Krämer