Touch & Go Flugplatz Heide-Büsum: Krabbenbrötchen im Anflug bestellen
Wer als Pilot „Nordsee“ hört, denkt vor allem an die Ost- und Nordfriesischen Inseln. Doch das ist nicht die ganze Geschichte, denn es gibt gleich mehrere Flugplätze entlang der Küste, die einen Ausflug lohnen. Zum Beispiel Heide-Büsum.

„Erbitte Landeinformation, und einmal Kilo Bravo mit!“ – keine ICAO-Standardphrase, aber am Flugplatz Heide-Büsum überaus nützlich. Auf die Abstellfläche gerollt, Mixture lean, alle Schalter aus, raus aus dem Flieger, rein ins Flugplatzbistro, und schon steht der Teller mit Krabbenbrot vor mir. Das Bistro ist weithin bekannt für diese norddeutsche Spezialität. Es gibt sie mit oder ohne Spiegelei, daher der Funkspruch: „Kilo Bravo“ steht für Krabbenbrot und „mit/ohne“ für „mit/ohne Spiegelei“. Ein Besuch am Flugplatz Heide-Büsum ohne Krabbenbrot? Undenkbar!
So war’s bis vor kurzem – doch im Moment gilt das leider nicht: Ausgerechnet im Sommer 2024 ist das Restaurant geschlossen, es wird dringend ein neuer Betreiber gesucht. Krabbenbrot ist natürlich im nahen Büsum dennoch zu finden.
Büsum ist mit dem größten Fischereihafen Schleswig-Holsteins das historische Zentrum des Krabbenfangs in Deutschland. Früher als Arme-Leute-Essen bekannt, zählen Nordseegarnelen heute als Delikatesse. Überall in Büsum gibt es sie zu kaufen – fangfrisch am Hafen, an der Imbissbude im Brötchen oder ansprechend präsentiert im Restaurant. Wer möchte, kann sogar selbst mit einem der Kutter auf Krabbenfang gehen.
Heide-Büsum: Das Zentrum des Krabbenfangs in Deutschland
Neben der Hafenstadt Büsum leiht auch Heide, die Kreisstadt des Kreises Dithmarschen, dem Flugplatz Heide-Büsum ihren Namen. Sie liegt 16 Kilometer nordöstlich des Platzes und ist vor allem bekannt durch den größten Marktplatz Deutschlands. Weithin sichtbar ist die südlich von Heide gelegene Raffinerie, eine gute Orientierungshilfe bei all den Weideflächen und Windrädern.
Mit vier Kilometern Entfernung liegt Büsum deutlich näher am Flugplatz. Die Strecke in den Ort über kleine Feldwege durch die Dithmarscher Landschaft lässt sich entweder auf Schusters Rappen zurücklegen oder mit einem der für Piloten kostenlosen Leihfahrräder. Seit 2018 bietet EDXB auch einige Mietwagen zum attraktiven Preis von 30 Euro pro Tag an. Bei mehrtägigen Mieten gibt’s Rabatt die Buchung erfolgt vorab über die Carsharing-Plattform Drivy (https://www.drivy.de).
Linienverbindung nach Helgoland
Der Verkehrslandeplatz wurde 1970 eröffnet, schon damals mit regelmäßigen Linienverbindungen nach Helgoland. Mehrmals täglich bringt der Ostfriesische Flugdienst (OFD) Passagiere in 25 Minuten auf Deutschlands einzige Hochseeinsel. Auch reger Fallschirmsprung findet statt, und der Flugsportclub Heide-Büsum (FSC) ist mit seinen 120 Mitgliedern, drei Flugzeugen und eigenem Schulbetrieb sehr aktiv. Die 720 Meter lange Asphalt-Piste hat eine Nachtflugbefeuerung (PPR).
Büsum ist ein wunderbares Ziel für einen Kurztrip oder auch längeren Urlaub an der Nordsee. Der 2,5 Kilometer lange Hauptstrand mit seiner breiten Deichpromenade wurde 2014 neugestaltet und bietet alles, was man zum entspannten (Sonnen-)Baden braucht: neben Sitzgelegenheiten, barrierefreiem Zugang zum Wasser und den obligatorischen Strandkörben sogar kostenfreies WLAN. Für Familien eignet sich vor allem die nördlich davon gelegene Familienlagune
Was kann ich in Heide-Büsum machen?
„Perlebucht“. Dieses Bade- und Freizeitareal besteht aus zwei tideunabhängigen Wasserbecken (eins zum Baden, eins für Wassersport), die die künstlich angelegte „Watt‘n Insel“ mit ihrer Dünenund Sandlandschaft von der offenen Nordsee trennen. Zwischen den beiden Wasserbecken führt eine Seebrücke zur Insel. Sie bietet seit 2012 große, naturbelassene Gebiete mit salzwiesenartiger Vegetation zum Entspannen und Durchatmen, es gibt dort Grillplätze, Picknick-Sitzgruppen und einen großen Lagerfeuerkreis mit Bänken.
Romantiker, die gerne unterm Sternenhimmel einschlafen und zu Meeresrauschen aufwachen, können in speziellen Schlafstrandkörben übernachten. Zwei Erwachsene finden darin Platz, eine Persenning bietet Schutz vor Wind und Regen. Mindestens genauso originell ist das „50’s Seaside Motel“, das 2016 in der Ortsmitte eröffnet hat. Die Einrichtung ist liebevoll im Stil der amerikanischen fünfziger Jahre gestaltet, teilweise mit Original-Requisiten. Zum Strand sind es von hier nur wenige Minuten Fußweg.
Rundumblick auf den Hafen im exklusiven Hotel
Noch exklusiver ist das „Lighthouse Hotel & Spa“, dass direkt an der Strandpromenade neben dem Büsumer Leuchtturm liegt: Das Vier-Sterne-Haus lockt mit Rundumblick auf Hafen und Meer sowie mehreren Restaurants, Bar und Wellness-Bereich.
Der rot-weiße geringelte Leuchtturm von 1912 ist bis heute in Betrieb und überragt den Museums- und den Fischereihafen. Hier ist das Revier von „Hafenschnacker“ Momme Clausen, der verschiedene Führungen anbietet. Beim Hafenbummel lernen Landratten viel über den Alltag der Küstenfischer, die Krabbenverarbeitung und die Entwicklung des Tourismus in Büsum. Ein Kurs im Krabbenpulen darf dabei natürlich nicht fehlen. Wer tiefer in die Geschichte der Region eintauchen möchte, besucht das Museum am Meer am Fischereihafen. Gleich daneben, am Hafenbecken 3, legen die Ausflugsschiffe ab, die zu den Seehundbänken, entlang der Küste, zum Krabbenfangen oder bis nach Helgoland fahren.
Auch Wattwanderungen sind in Büsum möglich
Wattwanderungen sind in Büsum auch möglich, es gibt für alle Altersgruppen ein vielfältiges Angebot an geführten Touren durch das UNESCO-Weltkulturerbe Wattenmeer. Eine etwas skurrile, aber sehr unterhaltsame Variante ist das „Wattenlaufen mit Musik“ mit der Büsumer Kurkapelle. Das bunte und lustige Treiben geht zurück auf einen Hamburger Badegast, der im Jahr 1900 eine herumziehende Straßenkapelle zum Musizieren im Watt animierte.
Überhaupt spielt Musik in Büsum eine große Rolle: Den ganzen Sommer über finden am Strand immer wieder Open-Air-Konzerte statt. Das Spektrum reicht dabei von Seemannsliedern über Klassik, Jazz und Swing bis zu Rock und Pop.
Wenn es mal regnet, was kann ich in Büsum machen?
Auch bei schlechtem Wetter ist vorgesorgt: Das Erlebnisbad „Piratenmeer“ mit Wasserrutsche und Salzwasser-Wellenbecken ermöglicht Badespaß bei jeder Witterung oder einfach nur Entspannung in der Saunalandschaft. Gleich nebenan, in den „Büsumer Meereswelten“, planscht und entspannt die Tierwelt in 39 verschiedenen Aquarien und Terrarien, sogar Haie und Krokodile sind dabei.
Hat man sich am Flugplatz einen der Mietwagen geliehen, lohnen sich Ausflüge in die nähere Umgebung. In 45 Minuten gelangt man beispielsweise zur Seehundstation Friedrichskoog, die geretteten Seehunden und Kegelrobben ein Zuhause bietet. Vielleicht braucht man das volle Angebot an Aktivitäten aber auch gar nicht für einen gelungenen Ausflug nach Heide-Büsum. Nicht umsonst nehmen amerikanische Piloten gerne den „hundred-dollar hamburger“ als Vorwand für einen Kurztrip mit dem Flieger. Hier ist der Burger eben ein schmackhaftes Krabbenbrot – und das lässt sich sogar aus der Luft bestellen. Was will man mehr?
Text & Fotos: Jan Fees