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Stauning Lufthavn – EKVJ

Pilot und Luftfahrtenthusiast Jens Toft, Mitbegründer des Stauning Lufthavn 
und „Vater“ des Flugplatzes Endelave (fliegermagazin 11/2009) hat für Piloten 
einen Trip um den Ringkøbingfjord ausgearbeitet. Wir haben ihn ausprobiert

Von Christina Scheunemann
Meer und Fjord: Der Holmsland Klit, ein 
schmaler Landstreifen mit Dünen, trennt die Nordsee vom Ringkøbingfjord Foto: Christina Scheunemann

Nach den 79 Treppenstufen auf die Düne sage ich zu Jens: „Ich warte mit Dir unten, Christof kann ja eben allein hoch gehen.“ Leicht ehrfürchtig luge ich zum Lyngvig Fyr hoch, der auf der Düne steht. Er ist der letzte in der Reihe der Dänischen Leuchttürme an der Nordseeküste.

Drei Jahre nach einem Schiffsunglück, bei dem 24 Seeleute starben, wurde er 1906 auf dem Holmsland Klit errichtet. 149 Stufen sind es bis oben, die will ich mir, leicht höhenängstlich, was Türme angeht, ersparen. Aber da habe ich die Rechnung ohne den rüstigen fast 90-jährigen Dänen gemacht: „Ich will auch hoch“, sagt er und verschwindet im Turm. Ich kann also nicht kneifen.

Heimatverbunden: Jens Toft hat viel Interessantes zu berichten

Oben werden wir mit einem wunderbaren Blick die Nordseeküste entlang und über den Fjord belohnt. Jens zeigt uns die Punkte der Rundtour um den Ringkøbingfjord, die wir von hier aus sehen können, und wir lassen uns den rauen Nordseewind um die Nase wehen.

Vor ein paar Wochen hatte sich Jens an mich gewandt. „Ich möchte fliegende Touristen nach Stauning locken, damit sie die dänische Westküste von hier aus entdecken – und so dafür sorgen, dass unser Flugleiter beschäftigt ist“, schrieb er mit einem Augenzwinkern.

Ein paar Wochen später reisen Redaktionskollege Christof Brenner und ich mit seiner Piper Arrow zur ersten Vintage Aerobatic World Championship in Stauning an. Wir nutzen die Tage vorher, um mit Jens die Gegend zu erkunden, und arbeiten seine Ausflugstipps systematisch ab.

Von Deutschland nach Dänemark mit dem Kleinflugzeug

Wer Stauning aus Deutschland anfliegt, muss im Süden des Platzes vor allem die beiden Lufträume von Skrydstrup (EKSP) und Billund (EKBI) im Auge behalten. Will man Funkverkehr mit den Towerlotsen vermeiden, können die Kontrollzonen der beiden Plätze problemlos umflogen werden. Dabei muss man tief bleiben, denn oberhalb der CTRs schließt sich weiterer kontrollierter Luftraum an – über Skrydstrup beginnt er bereits in 1500 Fuß, erstreckt sich von der Nordseeküste im Westen bis zur dänischen Südsee im Osten und erfordert die Freigabe von Skrydstrup Approach (127,475 MHz).

Landen und entspannen: Stauning Lufthavn liegt mittig 
an der Ostseite des Fjords auf dem platten Land

Keine Angst: Die dänischen Lotsen sind stets freundlich und geduldig und sprechen sehr gut verständliches Englisch. Der Anflug auf Stauning ist problemlos: VFR-Meldepunkt für Verkehr aus Süden ist der Ort Skjern, leicht zu finden fünf Meilen südöstlich Staunings. Den Flugplatz umgibt eine RMZ (Radio Mandatory Zone). Während der Öffnungszeiten kann man auf der AFIS-Frequenz mit Antwort rechnen – ist der Tower nicht besetzt, wird einfach gelandet.

Klick! Durch drücken der Mikrofontaste schaltet man die Landebahnbefeuerung an

Der Platz ist rund um die Uhr geöffnet, die Landebahnbefeuerung lässt sich – ganz nach US-amerikanischem Vorbild – durch mehrfaches Drücken der Mikrofontaste aus dem Flugzeug heraus anschalten. Für IFR-Piloten gilt dasselbe: Sie können zwischen einem Localizer- und einem ähnlich angelegten, klassischen NDB-Approach wählen. Eineinhalb Minuten nach Überfliegen des Funkfeuers am Platz wird nach rechts auf den Landekurs 272 gedreht.

Ungewohnt für deutsche Piloten: Einmal von Billund Approach verabschiedet, findet das Verfahren komplett im unkontrollierten Luftraum statt. Mit Verkehr, der nach Sichtflug unterwegs ist, muss der Instrumentenpilot also bei entsprechendem Wetter rechnen.

Betriebszeiten von Stauning (EKVJ): 24 Stunden, Tower Mo – Fr 8 – 16.30 Uhr (Treibstoff auch Sa+So 10 – 16 Uhr)

Um am Boden mobil zu sein, haben wir bei der Flugplatzchefin Helle Boller einen Mietwagen direkt zum Platz bestellt. Natürlich statten wir erst einmal dem Flugzeugmuseum nebenan einen Besuch ab. Mehr als 50 alte dänische und ausländische Maschinen aus den Jahren 1911 bis 1990 sind zu sehen, darunter Spitfire, Meteor, Starfighter und elf in Dänemark gebaute Flieger der Marke Kramme & Zeuthen. Das Museum versucht, ihre Lufttüchtigkeit zu erhalten. Fünfmal im Sommer kann man die Oldtimer bei gutem Wetter in der Luft bewundern.

Nicht weit entfernt vom Museum sehen wir Westjütlands einzige noch funktionierende hölzerne Wassermühle. Ein paar Schritte weg von der Mühle zeigt das Dejbjerg Eisenzeit-Dorf, wie man vor 2000 Jahren lebte.

Flugmuseum, Wassermühle, Wikingerdorf – am Ringkøbing-Fjord gibt es viel zu sehen

Von Dejbjerg fahren wir Richtung Süden durch das Skjern-Flusstal. Die Begradigung des Flusses wurde 2002 rückgängig gemacht und der Flusslauf mit den ursprünglichen Windungen wieder hergestellt. Vom Kirchhügel in Lønborg hat man einen tollen Blick über die faszinierende Moorlandschaft. Als wir am Wikingerdorf in Bork vorbeikommen, geraten wir in eines der größten Wikingertreffen der Umgebung. Mehrfach im Jahr finden hier Zusammenkünfte statt, die Gäste kommen in zeitgemäßer Kluft und verkaufen und zeigen originalgetreue Handwerksarbeiten.

Fischfang mit Tradition: Noch heute werden in Hvide Sande Fischkutter gebaut

Nach dieser Zeitreise gelangen wir endlich ans Meer. Die Landschaft auf dem Streifen zwischen Fjord und Nordsee scheint dünn besiedelt, zahlreiche Ferienhäuser ducken sich zwischen den Dünen ins Gras, der Strand an der Seeseite ist endlos. Im Fischerdorf Hvide Sande ruhen sich die farbenfrohen Fischkutter von der morgendlichen Tour aus, im Hafen kann man ihre fangfrische Beute erstehen. Jens zeigt uns, wo es den besten Fisch am Hafen gibt. 


Im Norden von Hvide Sande begegnen uns Überreste des Zweiten Weltkriegs. Betonbunker versanden im Wind und sind gleichzeitig Spielplatzgerät und Mahnmal aus einer unliebsamen Zeit. Bei Søndervig biegen wir nach rechts ab und fahren am Fjord entlang ins Landesinnere. Ringkøbing lockt uns mit dänischem Softeis zu einem Bummel in seinen alten Stadtkern.

Blick auf die Vergangenheit: Aus der Luft wirken die Überreste des Atlantikwalls an der Küste wie von einem Riesen hingeworfene Felsbrocken

Im Halbdunkel kehren wir zum Flugplatz zurück, durchgepustet vom Nordseewind und voll von Eindrücken. Beim nächsten Mal nehmen wir uns mehr Zeit. Danke Jens, für die schöne Tour!

Tipps & Infos

  • Eine gute Unterstützung für den Dänemark-Urlaub ist immer der Blick auf die Website der dänischen Tourismusbehörde www.visitdenmark.de.
  • Unterkünfte Wer es spartanisch mag, kann am Flugplatz zelten oder im Clubhaus ein Bett mieten. Buchung direkt über die Flugplatzchefin Helle Boller, Telefon 0045 (97) 36 90 44, E-Mail: stauning-lufthavn@mail.tele.dk. Für einen Wochenend-Aufenthalt bietet sich das im typischen dänischen Design gehaltene Hotel Skjern an (www.hotelskjern.dk) oder das alteingesessene Hotel Ringkøbing (www.hotelringkobing.dk).
  • Fahrräder und Autos Einen fahrbaren Untersatz organisiert Helle Boller gern für Sie. Andernfalls kann man mit der Autovermietung ByensBil ApS, Telefon 0045 (4283) 69 40, info@byensbil.dk, www.byensbil.dk direkt Kontakt aufnehmen.
  • Wassersport Wer sich den Fjord einmal von der Wasserseite ansehen möchte, ist bei Franka Eckart von der Surffarm richtig: Neben Surfen, Kiten und Kanufahren ist auch Stand Up Paddling (SUP) im Angebot; Verleih möglich. Telefon 0045 (51) 71 31 14, E-Mail: info@surffarm.dk, www.surffarm.dk.
  • Veranstaltungen Danmarks Flymuseum am Flugplatz Stauning ist von März bis Oktober geöffnet. In den Sommermonaten gibt es an fünf Abenden eine Airshow, bei der die flugfähigen Oldtimer bei gutem Wetter in der Luft präsentiert werden: 12.,19. und 26. Juli 2017 sowie 2. und 9. August 2017. www.flymuseum.dk
  • Vom 10. bis 13. August 2017 findet die 2. Vintage Aerobatic World Championship am Flugplatz statt (http://vintageaerobatic.com), zeitgleich mit dem traditionellen Treffen der Kramme & Zeuthen Flugzeuge (www.kzrally.dk)
  • Sehenswertes Alle von Jens Toft für Piloten zusammengestellten Tipps zum Besuch des Ringkøbingfjords stehen hier zum Download bereit: goo.gl/HlivcG

fliegermagazin 04/2017