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Flugplatz Zell am See – LOWZ

Eine grandiose Landschaft und vielfältige Freizeitangebote: Der Platz in den österreichischen Alpen eignet sich auch als Ausflugsziel für Piloten ohne Gebirgserfahrung

Von Redaktion

Anfangs war Fliegen in Zell am See ein reines Wintervergügen: 1924 diente die zugefrorene Eisfläche des Zeller Sees als Piste. Doch schon wenig später errichtete man einen ganzjährig nutzbaren Behelfsflugplatz im örtlichen Moos. Die Segelflieger starteten Ende der zwanziger Jahre vom Hausberg, der Schmittenhöhe. Der Flugplatz im Moos wird 1938 zum hochalpinen Segelfluglager für den Pilotennachwuchs ausgebaut und in den Vierzigern zur Reichssegelflugschule ernannt. Das Reich vergeht, der Platz bleibt – Anfang der Fünfziger nimmt der Aeroclub mit der „Alpinen Segelflugschule“ und dem „Luftsportverein Zell am See“ den Betrieb auf. Während der Wirtschaftswunderphase entwickelt sich LOWZ rasch zu einem international beliebten Ziel für Motorflieger.

Mit dem zunehmenden Flugverkehr sollen Segler und Einmots getrennte Bahnen bekommen: Im September 1997 ist es soweit, der neue Platz wird in der Ausrichtung 08/26 eröffnet. Von da an steuern besonders an den Sommerwochenenden viele Sportpiloten aus Österreich und Deutschland Zell am See an. Doch auch im Winter ist die Stadt und das benachbarte Kaprun eine Destination mit Wintermärchen-Charakter.Durch die geografische Lage in einem der größten inneralpinen Becken zwischen den Flußtälern von Saalach und Salzach können auch Piloten mit wenig Gebirgserfahrung problemlos von Norden anfliegen. Eine mögliche Route aus Süddeutschland: Von Landshut aus geht es über die Innschleife bei Wasserburg, den Chiemsee mit Schloss Herrenchiemsee und der Fraueninsel ins Achental bei Grassau, rechter Hand liegt der Segelflugplatz Unterwössen. Über St. Johann (LOIJ) nimmt man Kurs Südost und folgt der Eisenbahnlinie.

Auch Piloten mit Gebirgserfahrung können problemlos von Norden anfliegen

Für den direkten Anflug stehen drei Möglichkeiten zur Wahl: von Fieberbrunn und Saalfelden über November 1 und 2 in die Platzrunde. Oder von St. Johann aus mit Kurs Süd über Kitzbühel zum Pass Thurn (Mittersill) und nach Osten drehend über Whiskey in den Platzverkehr einfädeln. Augen auf: Über dem Wasser ist stets viel Verkehr zu erwarten. November 2 befindet sich mitten auf dem See, die Ortschaft zu überfliegen ist nicht gestattet. Erst wenn man Zell hinter sich gelassen hat, wird in die Platzrunde eingedreht. Einen Flugplan muss man übrigens nicht aufgeben. Für bergerfahrene Piloten bietet sich ein Alpenrundflug mit unvergleichlichem Panorama an: Bei Mittersill nimmt man Kurs Süd und fliegt – linker Hand das Bergmassiv des Großglockner, rechter Hand der Großvenediger – das Tauerntal entlang über Matrei in Osttirol und weiter das Iseltal nach Lienz.

Postkarten-Flair: Der Altstadtkern mit 
dem Grand Hotel direkt am Ufer, einem 
Vier-Sterne-Haus im Belle-Epoque-Stil (Foto: Anne Marie Ring)

Kurz nach dem Überflug von Lienz hält man sich östlich in Richtung Winklern. Hier auf Kurs Nordnordost eindrehen und wenig später nach Norden auf Heiligenblut zufliegen. Vom Hochtor aus geht es der Großglockner-Hochalpenstraße entlang in Richtung LOWZ. Bei dieser großen Runde überquert man zweimal den Alpenhauptkamm: hin über den Felber-Tauern-Pass und zurück über das Hochtor mit 8450 Fuß MSL. Wer seine Höhe bis Bruck an der Großglocknerstraße noch nicht abgebaut hat, kann dies im Salzachtal tun, bevor er die Platzrunde erreicht.

Anflug auf Zell am See von Norden

Vom Flugplatz gibt es viele Möglichkeiten, Stadt und Umgebung zu erkunden. Im Sommer geht es vielleicht auf einen Sprung in das verlockende Nass des nahen Sees: Die kurze Strecke zum Ufer legt man per Pedes zurück. Oder man leiht sich eines der Fahrräder vor Ort (es gibt auch welche mit Elektroantrieb) oder einen Roller, zum Stadtzentrum sind es knapp vier Kilometer. Im Winter ist es stilvoller, den Ausflug mit einer Kutschenfahrt durch die verschneite Landschaft zu verbinden – ein Vergnügen, mit dem man sicher die ganze Familie für die „Notwendigkeit“ eines Alpenflugs begeistern kann.

Abenteuer Alpenflug: Vom Hochtor aus geht es der Großglockner-Hochalpenstraße entlang in Richtung LOWZ

Obgleich: Die kurzen Tage legen es nahe, ein verlängertes Wochenende einzuplanen, um mit Muße die Umgebung zu erkunden. Der vier Kilometer lange und 1,3 Kilometer breite Zeller See ist umgeben von beeindruckenden Bergen: Im Norden erhebt sich das Steinerne Meer aus den Kalkalpen, östlich begrenzt durch den Hochkönig. Die schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern mit Österreichs höchstem Berg, dem Großglockner (3454 Meter), ragen im Süden auf. Kalk- und Zentralalpen verschmelzen durch die sanften Hänge der Schmittenhöhe und des Hundsteinmassivs miteinander. Die Schmittenhöhe mit 1965 Metern am östlichen Rand der Kitzbüheler Alpen ist Zell am Sees Hausberg, den man bequem mit einer Seilbahn „erklimmen“ kann. Von hier aus hat man eine herrliche Sicht über 30 Dreitausender, den Talkessel und in das Pinzgauer Tal. Die Schmittenhöhe zieht Skifreunde aus aller Welt an. Mit ein Grund dafür ist sicherlich, dass sich Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade auftun.

Traumhafte Kulisse: Zell am See liegt am westlichen Ufer. Im Hintergrund beeindrucken die Berge der Glocknergruppe, der Flugplatz befindet sich davor (Foto: Anne Marie Ring)

Es ist also völlig egal, ob „er“ einen sportlichen Stil pflegt, während „sie“ erst ein paar Tage auf Brettern steht und entsprechend zaghaft ist – oder umgekehrt. Alle Abfahrten und Schwierigkeitsgrade versprechen viel Vergnügen und tolle Aussichten. Der zugefrorene See ist übrigens bis heute ein Eldorado für Sportler. Die Rede ist nicht nur von all den Schlittschuhläufern, Eishockey- und Eisstockspielern, die die riesige Eisfläche zu schätzen wissen. Sie wird von der Gemeinde mit einer Eisbearbeitungsmaschine poliert, um eine Fläche von rund viereinhalb Quadratkilometern zu erhalten, die von Zell am See bis nach Thumersbach reicht. Auch Eissegler, -surfer und Snowkiter nutzen die spiegelglatte Oberfläche, um ihrer Leidenschaft zu frönen – oder, sollte man vielleicht besser sagen, „freien Lauf“ zu lassen? Manche sollen Geschwindigkeiten von hundert Stundenkilometern erreichen!

Beeindruckende Berge: Im Norden erhebt sich das Steinerne Meer aus den Kalkalpen, östlich begrenzt durch den Hochkönig

Da ist es schon gemächlicher, den Langläufern zuzusehen. Noch ein Winterschmankerl für Skiflieger: Sobald genug Schnee liegt, wird auf dem Segelfluggelände neben der Asphaltbahn eine Piste präpariert: Vorher anrufen, ob man auf Kufen landen kann. Eine besondere Winterattraktion der Stadt ist das Salzburger AlpenAdvent, zu dem das Ferry Porsche Congress Center einlädt. Der Christkindlmarkt öffnet am ersten Adventssamstag. Dann würzt der Duft von Zimt und Lebkuchen die klare, eiskalte Luft und weckt das Verlangen nach einem heißen Glühwein.

Mittelalterflair: Die Burg in Kaprun steht seit dem 12. Jahrhundert, ein lohnenwertes Ziel (Foto: Anne Marie Ring)

Stilecht werden unter anderem persönliche Adventsgulden geprägt, mit denen man den Glühwein zwar nicht bezahlen kann, die sich aber als Geschenk für die Daheimgebliebenen eignen. Auch darüber hinaus gibt es viel zu entdecken, von der Stadtpfarrrkirche bis zum Schloss Rosenberg, dem Wahrzeichen und heutigen Rathaus der Stadt. Auch ein Abstecher ins benachbarte Kaprun lohnt sich. Und im Sommer? Dann zählen Wandern, Segeln und Surfen zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten. Und schließlich kommen auch Golfspieler fünf Minuten vom Flugplatz auf ihre Kosten – viele Argumente für einen Trip nach Österreich.

Zell am See – Tipps und Infos

  • Einmal Volltanken bitte! Am Flugplatz gibt es ein gutes Restaurant, Hallenstellplätze müssen angefragt werden – und schließlich sollte man die Gelegenheit zum günstigen Tanken nutzen. Jet A1 kostet 1,45 Euro, Avgas 2,28 Euro, Super plus 1,56 Euro. Man braucht eine Tankkarte, die beim Flugbetriebsleiter erhältlich ist.
  • Mobilität: Fahrräder, Roller und Autos können am Platz gemietet werden. Die Gebühr für ein Citybike beträgt ab 8 Euro, für einen 55-ccm-Roller ab 29 Euro. Per Taxi nach Zell am See kostet 10 bis 12 Euo.
  • Termine im Dezember: Führungen durch die Kapruner Burg, Eintritt Erwachsene 4 Euro, Kinder frei. > Am 5. Dezember findet der Krampuslauf in Zell am See statt. > Am 22. wird auf der Schmittenhöhe eine geführte Schneeschuhwanderung angeboten, Berg- und Talfahrt mit der Schmittenhöhebahn 22 Euro. > Am zweiten Weihnachtstag geht es mit dem Winter-Dampfzug der Pinzgauer Lokalbahn vom Bahnhof Zell am See zu den Krimmler Wasserfällen und zurück für 33 Euro. > Ab 28. Dezember kann man neun Wochen lang Mittwochs die Snowboard Night genießen: Snowboarder und Freeskier zeigen Kunststücke an der Talstation cityXpress. Mehr Aktivitäten unter: www.zellamsee-kaprun.com

Text & Fotos: Anne-Marie Ring, fliegermagazin 12/2011