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Flugplatz Traben-Trarbach – EDRM

Landschaftlich traumhaft und fliegerisch interessant: In der Stadt 
an der Mosel stößt man auf Spuren großer Aviatiker – und genießt 
nebenbei ausgezeichneten Wein und interessante Architektur

Von Thomas Borchert

Bereits der Anflug ist ein Hochgenuss: Auf Höhe Koblenz, wo schon das Rheintal aus der Luft wunderschön anzuschauen ist, biegen wir nach Westen ab und folgen der Mosel flussaufwärts. Was für eine Aussicht: In engen Schleifen zerteilt die Mosel mit ihrem tiefen Tal Hunsrück im Süden und Eifel im Norden. An den Hängen wächst der Riesling, für den diese Gegend berühmt ist; die Orte drängen sich eng zwischen dem Ufer und den steilen Hängen. Dann liegt auch schon die Piste von Traben-Trarbach vor uns auf einem Hochplateau und die Doppelstadt am Fluss tief darunter. In der AIP liest sich der Eintrag für Traben-Trarbach sehr viel komplizierter, als es der Praxis entspricht. Da sind zuerst die Öffnungszeiten: unter der Woche nur PPR, am Wochenden starker Segelflugbetrieb.

Doch ein Anruf bei einem der freundlichen Flugleiter, die auf der Website des Platzes aufgeführt sind, beruhigt: Auch Werktags ist zumindest im Sommer meist jemand am Platz – und zwischen die Segelflieger wird ein UL oder eine E-Klasse immer gerne einsortiert. Weiter geht’s mit den Anmerkungen zur Piste: leichtes Gefälle nach Süden, am tiefen Ende nach Regenfällen weiche Grasbahn. Auch hier beschwichtigen die Mitglieder des Deutsch-Amerikanischen Segelflug-Clubs (DASC), der den Platz betreibt: Nur wenn’s lange und stark geregnet hat, weicht es unten auf, aber dafür sind zur Not oben noch 100 Meter oder mehr Überlaufstrecke vorhanden. Gelandet wird auf der Piste 18/36 in der Tat nach Norden, der Start erfolgt gen Süden – wenn der Wind nicht stark aus der falschen Richtung weht.

EDRM: zwischen die Segelflieger wird ein UL oder eine E-Klasse immer gerne einsortiert

Für uns ist eher die Optik im Endanflug ungewohnt: Der Platz liegt hoch oben auf dem Plateau, gleich davor haben wir das Moseltal unter uns. Dann hat noch jemand einen Funkmast direkt vor die Bahn gebaut – und der Westwind wirbelt ordentlich über den parallel zu Bahn verlaufenden Waldstreifen. Aber letztlich ist das alles nichts, was nicht zu schaffen wäre. Der Empfang am Platz ist herzlich: DASC-Gründungsmitglied Horst Dahlke – seit 60 Jahren dabei – hat noch schnell für uns gemäht; der Vorsitzende Hermann Krämer zeigt stolz Fotos von Chuck Yeager. Der war in den fünziger Jahren auf der Air-Force-Basis Hahn stationiert, wurde natürlich DASC-Mitglied und flog hier Rhönlerche – dem Vernehmen nach deutlich im Unterschallbereich.

Jugendstil: 1899 wurde das Brückentor zusammen mit der Brücke errichtet (Foto: Becker Werbung)

Wir haben Glück: Von Mittwoch bis Sonntag ist das Flugplatzrestaurant geöffnet, also können wir hausgemachten Kuchen genießen. Wären wir ohne Übernachtungsgepäck hier, würden wir den Wanderweg durch die Weinberge nehmen, um hinunter in die Stadt zu kommen – stattdessen rufen wir ein Taxi. Auf die Besichtigung der riesigen französischen Festung Mont Royal aus dem 17. Jahrhundert verzichten wir. Sie wurde noch im Jahr ihrer Fertigstellung als eine der Bedingungen eines Friedensvertrags wieder zerstört – ihre Ruinen kann man heute gleich nördlich und östlich des Flugplatzes ansehen. Die Auswahl an Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen in der touristisch gut erschlossenen Region ist groß.

Der Platz liegt hoch oben auf dem Plateau – gleich davor haben wir das Moseltal unter uns

In dieser Weinregion wäre es natürlich besonders interessant, auf einem Weingut zu übernachten. Doch für uns ist das Jugendstilhotel Bellevue unwiderstehlich: Es hat eine Richthofen-Suite; der berühmte Jagdflieger war hier früher zu Gast. Wir besichtigen die Suite, wohnen aber in „normalen“ Zimmern. Die vielen Jugendstil-Elemente in den öffentlichen Räumen beeindrucken. Der bekannte Berliner Architekt Bruno Möhring hat das Hotel 1903 direkt am Fluss ebenso entworfen wie viele andere Gebäude der Stadt. Aus dieser Zeit stammt die Moselbrücke, die die beiden Ortsteile Traben (im Norden auf der Flugplatzseite) und Trarbach verbindet, sowie das Brückentor mit Restaurant und Café über dem Torbogen.

Auch einige prächtige Villen aus dieser Zeit finden sich am Moselufer, etwa die Villa Huesgen oder die Villa Nollen. Allein für den Wein lohnt eine Übernachtung in Traben-Trarbach – wer am selben Tag wieder abfliegen will, muss schließlich auf diesen Genuss verzichten. Es gibt Weinschänken gleich am Fluss, Straußenwirtschaften in der Stadt und Weingüter auch in der Umgebung, die Verkostungen anbieten. Große Teile des Stadtkerns sind als Weinlager unterkellert; im 19. Jahrhundert war Traben-Trarbach nach Bordeaux der zweitgrößte Weinumschlagplatz Europas. Heute kann man die Gewölbe besichtigen und dort Wein genießen.

Wer übernachtet, hat auch genug Zeit, einen Ausflug mit einem der Moselschiffe zu machen

Wer übernachtet, hat auch genug Zeit, einen Ausflug mit einem der Moselschiffe zu machen, vorbei an vielen bekannten Weinanbaugebieten. Etwas flussaufwärts preist ein großes Schild zwischen den Reben die Lage mit dem unumstritten skurrilsten Namen an: Nicht „Hollywood“ steht da in großen Lettern am Hügel, sondern „Kröver Nacktarsch“. Viele Wanderwege führen durch die Weinberge, der Moselsteig zieht sich den ganzen Fluss entlang. Ein kurzer Spaziergang führt hinüber nach Trarbach und dann den Hang hinauf zur Grevenburg.

Fernblick: Von der Grevenburg geht der Blick über die Mosel auf die Stadt (Foto: Tourist Information)

Deren Ruine ragt über der Stadt auf und bietet einen hervorragenden Ausblick über die Stadt bis hinüber zum Flugplatz. Und dorthin müssen wir schließlich zurück. Immerhin: Bergab nach Süden ist die Startstrecke angenehm verkürzt. Nur auf die Kontrollzone Hahn muss man ein wenig aufpassen. Traben-Trarbach wird allen Piloten-Wünschen gerecht: ein spannend gelegener, aber nicht zu anspruchsvoller Flugplatz, eine zu Fuß erreichbare, sehenswerte Stadt und jede Menge wunderschöne Landschaft drumherum. Mehr geht nicht.

Traben-Trarbach – Tipps und Infos

  • Unterkunft: Im Jugendstilhotel Bellevue (www.bellevue-hotel.de) direkt am Fluss sind viele Einrichtungselemente aus dieser für die Stadt wichtigen Epoche erhalten. Das Schwesterhotel Moselschlösschen (www.moselschloesschen.de) setzt auf modernes Design. Es gibt eine breite Auswahl an Hotels und Pensionen.
  • Aktivitäten: Wer für nur einen Tag kommt, sollte vom Platz durch die Weinberge in die Stadt laufen. Die Gegend eignet sich gut für Wanderungen – der Moselsteig führt direkt am Flugplatz vorbei. Die Ruinen der Festung Mont Royal sind rund um den Flugplatz zu entdecken. Auf der Südseite der Mosel erhebt sich die Ruine der Grevenburg, von der aus ein guter Fernblick zu genießen ist. Ein Ausflug mit den Moselschiffen lohnt ebenso wie – natürlich – eine Verkostung des örtlichen Rieslings. Mehr Infos unter www.traben-trarbach.de

fliegermagazin 8/2014