Flugplatz Sønderborg – EKSB
Einmal volltanken bitte! Avgas fürs Flugzeug, frische Ostseeluft für Körper und Seele, Kultur für den Geist. Die kleine Stadt nahe der deutsch-dänischen Grenze hat viel zu bieten – zu jeder Jahreszeit
Unter norddeutschen Piloten ist es ein offenes Geheimnis: Flugzeugsprit ist beim dänischen Nachbarn erheblich günstiger als bei uns, Avgas etwa kostet mit knapp einem Euro je Liter weniger als die Hälfte des Preises hierzulande. Doch der Ausflug nach Sønderborg lohnt nicht nur aus finanziellen Erwägungen. Der kleine Flughafen liegt auf der Insel Als, parallel zum Augustenborg Fjord, drei Nautische Meilen nördlich der Stadt. Von Süden kommend empfiehlt es sich, zunächst in Flensburg zwischenzulanden. Dank des so genannten „Kleinen Grenzverkehrs“ ist dann kein Flugplan für den weiteren Weg nach Sønderborg notwendig. Sympathie erwerben sich deutsche Piloten bei dänischen Controllern, wenn sie auf einer offiziellen Einflugroute ins nördliche Nachbarland reisen. Für Sønderborg ist das der Weg über Broager (etwa sechs Nautische Meilen südwestlich der Stadt). Ein Tipp für VFR-Flieger: In Broager steht weithin sichtbar eine der größten Doppelturm-Kirchen Dänemarks.
Dem Ostteil der Flensburger Innenförde schließt sich die Bucht Nybøl Nor an, mit der ehemaligen Ziegelei-Hochburg Egernsund sowie Broager zur rechten und Gråsten zur linken Seite. Das leuchtend weiße Schloss von Gråsten dient auch als Sommerresidenz der dänischen Königsfamilie. Wichtig für den Einflug in die TIZ: Ohne vorherigen Funkkontakt mit Sønderborg-AFIS darf man nicht reinfliegen! Die TIZ-Sønderborg ist zwar unkontrollierter Luftraum (Golf), weil hier aber IFR-Verkehr stattfindet, sind auf Anforderung jederzeit Positionsmeldungen abzugeben. Der Platz selbst hat keine Hindernisse und lässt sich dank einer gut ausgebauten Runway mit 1800 Meter Länge problemlos anfliegen. Als Orientierungspunkt bei schlechter Sicht dient das Kraftwerk der Stadt; es steht etwa zwei Nautische Meilen südlich des Platzes. Weniger erfahrene Piloten sollten sich vorher durch einen Anruf über den aktuellen Wind informieren: Die Bahn (14/32) liegt quer zur Hauptwindrichtung, sodass häufig mit Seitenwind gerechnet werden muss.
Sønderborg: Der kleine Flughafen liegt auf der Insel Als, parallel zum Augustenborg Fjord
Sønderborg Lufthavn, der Name sagt es, ist ein richtiger Airport; Cimber-Air etwa startet fünfmal täglich zu Linienflügen nach Kopenhagen. Ingolf Lorenz Nielsen, Gründer der Cimber-Air, war auch Initiator des Flugplatzes Sønderborg, der 1950 allerdings zunächst an einem anderen Ort gebaut wurde. Heute beheimatet der Platz mehrere Fluggesellschaften, seit 1971 den Fallschirmverein Sønderborg sowie seit 2000 den Fliegerverein Alssund. Was auffällt: Es starten und landen jede Menge Jets. Nicht nur Cimber-Air hat hier seinen Firmensitz. Air Alsie, ein Lufttaxi-Unternehmen, fliegt von Sønderborg in die Welt – mit derzeit 15 Business-Jets unterschiedlicher Größe. Auch die firmeneigene Flotte des Danfoss-Konzerns wird von Air Alsie betreut. Der Mann für alle Fälle ist Kim Skriver, Teamleiter der Flughafen-Feuerwehr. Ein Däne mit Spezialauftrag: „Die Runway liegt direkt am Wasser, und so beginnen wir unseren Tag mit der Birdstrike-Control.“
Das Problem für den Platz sei ein Vogelreservat in unmittelbarer Nähe. „Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel“, erzählt Kim, „wir fahren bis zu 25 Mal am Tag raus und verscheuchen die Vögel mit Knallsignalen und Schrotflinte.“ Mit Vertreiben allein ist es jedoch nicht getan. „Die Möwen nutzen unsere Bahn, um Muscheln zu zertrümmern. Scharfkantige Muschelschalen sind aber gefährlich für die Reifen – deshalb fegen wir regelmäßig.“ Und zwar nicht nur für die Airliner, sondern auf Wunsch auch für Privatpiloten. Kim Skriver ist stolz, dass auf seinem Platz noch nie etwas Ernstes passiert ist. „Genau dafür arbeiten wir mit unserem Team. Jeden Tag!“ Nicht nur deshalb macht der Platz einen gepflegten Eindruck, es gibt auch reichlich Abstellflächen, und wo nötig helfende Hände der freundlichen Airport-Crew. Natürlich auch im Winter – Taxi- und Runway werden schon wegen der Linienflüge täglich geräumt.
Besondere Lage: Die Stadt Sønderborg liegt größtenteils auf der Insel Als und ist auf drei Seiten von Wasser umgeben
Die Stadt Sønderborg liegt größtenteils auf der Insel Als und ist auf drei Seiten von Wasser umgeben. Im Süden schließt sich die Sønderborg-Bucht an. Hier gibt es eine zauberhafte Seepromenade, die die Stadt mit dem südöstlich gelegenen Yachthafen verbindet. Für den weiter führenden Wanderweg, hinein in den östlichen Küstenwald, ist allerdings festes Schuhwerk ratsam. Besonders im Winter kann man dort nahezu allein in frischer Seeluft spazieren gehen. An der Hafenostseite nördlich des Schlosses beginnt die Altstadt mit zahlreichen Restaurants und Cafés in bester Lage. In der warmen Jahreszeit sitzt man draußen – mit Blick auf den Hafen – und kann bei gutem Wetter in mediterranem Flair den Sonnenuntergang genießen. Gezahlt wird überall auch in Euro – obwohl offiziell nach wie vor dänische Kronen Landeswährung sind.
Unbedingt hörenswert: das zauberhafte Glockenspiel der vom Hafen aus sichtbaren Sanct Marie Kirke, das zwischen 8 und 22 Uhr zu jeder vollen Stunde mit wechselnden Melodien über die Stadt schallt. Sønderborg hat 30 000 Einwohner und eine wechselvolle Geschichte, die sich auch darin begründet, dass das Königreich Dänemark beileibe nicht immer so friedliebend war wie heute. Der Herrschaftsbereich erstreckte sich einst vom Nordkap in Norwegen bis an die Elbe bei Hamburg. Nach einem kriegerischen Mittelalter und Scharmützeln im 17. Jahrhundert kam es 1864 zu Dänemarks bedeutsamster Entscheidungsschlacht. Auf dem Hügel rund um die Festungsanlage Düppeler Schanzen westlich der Stadt verloren die Dänen an Preußen und Österreich sämtliche Gebietsansprüche südlich der Flensburger Förde. Dieser Niederlage, die die dänische Politik nachhaltig beeinflusste, wird seither am 18. April eines jeden Jahres ein Gedenktag gewidmet. Zeugnisse jener Zeit finden sich im sehenswerten Geschichtszentrum Dybbøl Banke, das zwischen Mitte April und Mitte Oktober geöffnet ist.
Sogar die dänische Königin war zu Gast: Ein Grund mehr, um mal nach Sønderborg zu fliegen!
Ebenfalls sehenswert ist ein Renaissance-Schloss, das ein Museum für Geschichte und Kunst beherbergt. Im Sommer – stets am zweiten Juli-Wochenende – findet auf dem Schlossplatz das größte Ringreiterfest des Nordens statt. Ringreiten hat in Südjütland eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Früher kämpften Reiter verlustreich mit Lanzen gegeneinander; heute muss stattdessen während des Ritts ein kleiner Ring mit der Lanze getroffen werden. Ein Erlebnis ganz anderer Art erfahren Technikbegeisterte im ganzjährig geöffneten Wissenschaftspark Danfoss-Univers in Nordborg. Die nördlichste Stadt der Insel Als liegt zwar 25 Kilometer entfernt, doch ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Aus Anlass des 100. Geburtstags seines Firmengründers, Mads Clausen, eröffnete der Danfoss-Konzern im Mai 2005 diese europaweit einzigartige Anlage. „Technik anfassen, ausprobieren und verstehen“, lautet das Motto des auf Kälte- und Wärmetechnik spezialisierten Unternehmens.
Blickfang und Mittelpunkt des Parks ist der 23 Meter hohe, leuchtend blaue Kubus, den einst Island auf der EXPO 2000 präsentierte. Gletscher-, Vulkan- und Geysir-Simulationen sorgen nicht nur bei Kindern für leuchtende Augen. Auch das Wettergeschehen, vor allem die Entstehung von Gewittern, wird hier anschaulich erklärt. Danfoss gehört zudem zu den Förderern von Sønderborgs neuer Universität mit Forscherpark und Konzertsaal. Der futuristische Neubau – mit dem klangvollen Fantasienamen „Alsion“ – wurde direkt am Als-Sund errichtet. Zur feierlichen Einweihung im Frühjahr 2007 hat sich auch die dänische Königin angemeldet. Ein Grund mehr, um mal nach Sønderborg zu fliegen!
Sonderborg – Tipps und Infos
So kommt man hin: Über der Flensburger Innenförde geht’s Richtung Broager, um hier die offizielle Einflugroute zunehmen. Wichtig: Rechtzeitiger Funkkontakt mit Sønderborg-AFIS! Die TIZ-Sønderborg entspricht zwar dem deutschen Luftraum Golf, dennoch sind auf Anforderung jederzeit Positionsmeldungen abzugeben. Der Platz liegt nördlich der Stadt auf einer Halbinsel. Die Piste 14/32 verläuft parallel zum Augustenborg-Fjord. Auf Jets und Crosswind achten, die City sollte umflogen werden. Dänische Anflugkarten gibt’s auch online: www.slv.dk/dokumenter
- Unterkunft: Hotelverzeichnis bei Sønderborg Turistbureau, Rådhustorvet 7, DK-6400 Sønderborg, Telefon 0045/74423555, www.visitsonder borg.com. Die deutschsprachige Internetseite ist übersichtlich und gibt viele nützliche Tipps – auch für Bed & Breakfast.
- Gastronomie: Neben netten Restaurants in der Altstadt sind das Restaurant „Colosseum“ direkt am Hafen oder das Café „Vingesus“ am Flugplatz, Telefon 0045/73 42 21 67, besonders zu empfehlen.
- Aktivitäten: Das Ringreiterfest in Schloss Sønderborg am zweiten Juli-Wochenende lockt viele Zuschauer an, Infos www.visitsonderborg.com
Der Erlebnis- und Wissenschaftspark „Danfoss-Univers“ in Nordborg, Telefon 0045/ 74 88 95 00, www.danfossuniverse.com, lohnt einen Besuch
Museen: Sønderborg Slot (Schloss-Museum von 1169; Kunst und Geschichte), Købmandsmuseet Kastanie-Huset, Kastanie Allé 1a (ein kurioses Mini-Museum, das einen Kaufmannsladen aus der Ära von 1930 bis etwa 1960 zeigt) Dybbøl Banke (Düppler Schanzen und Mühle): Geschichtszentrum, www.1864.dk, Telefon 0045/74 48 90 00
Mietwagen: Avis, Hertz und Europcar haben Büros am Flughafen.
Linienbusse: Sydbus fährt viermal täglich vom Flughafen ins Stadtzentrum. Der Sydbus der Linie 13 fährt nach Nordborg zu Danfoss-Univers. Mehr Infos unter www.sydbus.dk
Text und Fotos: Bernt Hoffmann, fliegermagazin 2/2007