Flugplatz Sierksdorf/Hof Altona – EDXT
Es gibt in Deutschland nicht viele Flugplätze, von denen man auch zu Fuß rasch zum Strand kommt. Sierksdorf/Hof Altona ist so einer – und um ein Haar wäre er von der Landkarte verschwunden
Wann waren Sie das letzte Mal in Sierksdorf? Schon etwas länger her? Oder noch niemals dort gelandet? Dann wird es jetzt höchste Zeit, denn es hat sich eine ganze Menge getan, nicht weit weg vom Ostseestrand. Versprühte der kleine Platz mit seiner immerhin 500 Meter langen Graspiste noch vor einigen Monaten – vorsichtig ausgedrückt – den Charme eines Spielplatzes für große Jungs mit leichtem Hang zum Chaos, präsentiert sich das Areal heute aufgeräumt, frisch und luftig. Das liegt vor allem an den neuen Betreibern, und das sind Susanne Brelowski (die Eigentümerin des Grund und Bodens), ihr Sohn Till und der Hamburger Unternehmer und Pilot Carsten Korff.
Er war es auch, der zwischen dem Ostholsteiner Aero-Club, der das Flugrecht besaß, und der Eigentümerin vermittelte – beide Parteien hatten sich über die Jahre zerstritten, und noch Ende 2014 sah es aus, als gäbe es für den Flugplatz Sierksdorf/Hof Altona keine Zukunft mehr. Buchstäblich in letzter Sekunde rauften sich die Beteiligten zusammen, und der Aero-Club übergab das Flugrecht an die neu gegründete Betriebsgesellschaft. Ende Januar 2015 gab es von der Landesluftfahrtbehörde grünes Licht für EDXT, und Ende Februar begannen die Aufräumarbeiten und die Sanierung der bestehenden Gebäude.
Der Fortbestand von EDXT lag auf der Kippe
Rüdiger Hildebrandt von der Luftfahrtbehörde in Kiel war es, der den Streithähnen ins Gewissen redete, erinnert sich Carsten Korff: „Herr Hildebrandt hat in den Gesprächen mit Susanne Brelowski und dem Club immer wieder betont, dass man den Platz erhalten müsse, und dass die Genehmigung, wenn sie erst einmal kassiert ist, praktisch nicht mehr zu bekommen sei. Letzten Endes hat das gewirkt. Zum Glück!“ Warum EDXT so ein erhaltenswerter Flugplatz ist, erschließt sich auswärtigen Piloten weit vor dem Landeanflug: Da ist vor allem die Ostsee, die an manchen Tagen in Ufernähe in Farbtönen schimmert, die man sonst nur in der Karibik vermuten würde, von Blau über Türkis bis in tiefes Grün.
Nur wenige Flugminuten westlich der Lübecker Bucht erstreckt sich die Plöner Seenplatte, mit dem namensgebenden Großen Plöner See, der mit seinen rund 28 Quadratkilometern Fläche zu den zehn größten Seen Deutschlands zählt. Und zur Zeit der Rapsblüte, in dieser Gegend je nach Witterung von Ende April bis Ende Mai, sorgt das satte Gelb der Felder für einen wahren Sinnesrausch – nicht nur in offenen Cockpits bekommt man auch noch in sicherer Höhe sehr viel vom süßen, schweren Duft der Blüten mit. Der Ort Sierksdorf liegt im Nordwesten der Lübecker Bucht, bis zum Sandstrand sind es vom Flugplatz ungefähr 1,7 Kilometer. Das schafft man auch zu Fuß, doch wozu gibt es für zehn Euro pro Tag brandneue Leihfahrräder in EDXT? Mit denen ist diese Distanz ein Kinderspiel.
Zeit der Rapsblüte – das satte Gelb der Felder sorgt für einen wahren Sinnesrausch
In den vergangenen Jahren ist die ganze Uferpromenade entlang der Lübecker Bucht von Neustadt bis Scharbeutz modernisiert worden, sie lässt sich bestens mit dem Rad erkunden. Der Sierksdorfer Strand bietet vor allem am Abschnitt unterhalb des Hotels Seehof einen schönen Blick über die Bucht, es geht hier auch etwas ruhiger zu. Wer mehr Trubel möchte, legt sein Badetuch eben in Scharbeutz oder Timmendorf in den Sand – oder mietet gleich einen Strandkorb. Für den kleinen Hunger bieten zahlreiche Strandcafés und Imbiss-Stände reichlich Auswahl; wer mehr möchte, findet entlang der Promenade eine ganze Reihe von Restaurants. So gestärkt kann man einen schönen Tag am Meer verbringen, entspannen und etwa den großen Fähren zusehen, die zwischen Travemünde und Skandinavien und dem Baltikum pendeln.
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es ebenfalls genug, die Bandbreite reicht von der einfachen Frühstückspension über Ferienwohnungen bis hin zum Luxus-Hotel mit Meerblick – touristisch ist die Gegend bestens erschlossen. Mit dem Hansa-Park bietet Sierksdorf noch dazu eine ganz besondere Attraktion, Deutschlands einzigen Freizeit- und Vergnügungspark am Meer. Dessen Anfänge stammen aus dem Jahr 1973, als der Park noch als deutsches „Legoland“ Besucher anlockte. 1977 wurde das Areal zum Themenpark Hansaland, seit 1987 heißt es Hansa-Park. Nahezu im Jahrestakt wartet der Park mit neuen Fahrgeschäften auf: 2009 etwa wurde die Achterbahn „Fluch von Novgorod“ eröffnet, in der die Passagiere unter anderem die buchstäblich atemberaubende Beschleunigung von 20 auf 100 km/h in 1,4 Sekunden erleben dürfen – in völliger Dunkelheit.
Wer mehr Trubel möchte, legt sein Badetuch eben in Scharbeutz oder Timmendorf in den Sand
Kurz vor ihrer Fertigstellung ist die wohl noch kompromisslosere Achterbahn mit Namen „Schwur des Kärnan“. Noch in dieser Saison soll sie den Betrieb aufnehmen, die Streckenführung lässt bereits jetzt einen Nervenkitzel der besonderen Art erwarten. Doch man kann es im Hansa-Park auch ruhiger angehen lassen, nicht jedes Fahrgeschäft bringt den Puls dermaßen hoch. Absolut sehenswert sind etwa die Varieté- und Akrobatik-Shows. Vergleichsweise preiswert und gut sind übrigens die über den ganzen Park verteilten Restaurants, die sich stimmig ins Thema des jeweiligen Areals einfügen. Zurück zum Platz. Die letzten Erd- und Gartenarbeiten sind im Gang, und die gute Seele am Platz, Christian Engel, erwartet vier weitere Fahrräder vom Verleih, mit dem der Flugplatz zusammenarbeitet.
Gemeinsam mit Flugleiter Hennes Bonsmann kümmert er sich um alles, was mit dem reibunglosen Betrieb von EDXT zu tun hat. Das ehemalige Clubgebäude ist von Grund auf renoviert, nur eine Tür weiter ist das von Roland Türk geführte neue Flugplatzcafé. Kaffee und Kuchen sowie kleine Snacks stehen auf der Karte – alles, was das Fliegerherz begehrt. Nur ein kleiner Zaun trennt die Sonnenterrasse vom Fluggeschehen, das man von hier aus bestens im Blick hat.
Die Zukunft von EDXT scheint gesichert, die Voraussetzungen dafür klingen moderat und erreichbar. Carsten Korff: „Wir möchten ein Wohlfühlclub sein, alle sind hier willkommen. Wir haben pro Jahr ungefähr 1000 Flugbewegungen, das ist nicht sonderlich viel, aber es wird mit den Erträgen aus der Hallenvermietung reichen, um den Betrieb auf solide Beine zu stellen. Wenn noch mehr Piloten den Weg zu uns finden, haben wir natürlich nichts dagegen!“
Sierksdorf/Hof Altona – Tipps und Infos
- Unterkunft: Sierksdorf ist wie die gesamte Region touristisch voll erschlossen. Das Angebot reicht von schlichten, soliden Unterkünften über Ferienwohnungen bis hin zum Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel. Tipp: Der Ferienhof Altona wird von Susanne Brelowski geleitet, dort gibt es drei Ferienwohnungen und dreimal die Woche Ponyreiten für Kinder (www.ferienhof-altona.de). Weiterführende Links zu einem Online-Buchungsportal sowie einen guten Überblick aller Übernachtungsangebote gibt die Website www.sierksdorf.de. Den Tourismus-Service Sierksdorf erreicht man telefonisch unter 04563/47 89 90, E-Mail info@sierksdorf-ostsee.de.
- Aktivitäten: Vor allem wegen der Ostsee und der Uferpromenade entlang der Lübecker Bucht lohnt sich ein Ausflug nach Sierksdorf. Der Strand ist 1,7 Kilometer von EDXT entfernt, hochwertige Leihfahrräder gibt es direkt am Platz für zehn Euro pro Tag. Fans von Vergnügungsparks werden nicht ohne einen Besuch im Hansa-Park zum Heimflug starten wollen. Das Erste Deutsche Bananenmuseum in der Professor-Haas-Straße ist samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet und zeigt mit über 10 000 Exponaten, wie die Lieblingsfrucht der Deutschen die Welt verändert hat; der Eintritt ist frei.
fliegermagazin 07/2015