Flugplatz Propriano – LFKO
Vergessen Sie Karibik, Malediven, Südsee und Co! Das wahre Paradies liegt
viel näher – die zu Frankreich gehörende Mittelmeerinsel Korsika bietet viel Sonne, kilometerlange Traumstrände, herrliche Landschaften und fliegerfreundliche Infrastruktur. Besonders empfehlenswert: Propriano an der Westküste
Selbst mit verbundenen Augen würde er sie an ihrem Geruch erkennen, schwärmte der wohl bekannteste Korse, Napoleon Bonaparte, über seine Heimat. Und tatsächlich, überall auf der Insel steigt einem der markante Duft der Macchia-Sträucher in die Nase – bereits kurz nach dem Öffnen der Cockpittür auf dem kleinen Flugplatz von Propriano ist er präsent. Auf der schmalen, aber langen Runway stellt die Landung kein Problem dar, lediglich der Gegenanflug in einen Talkessel hinein – auf Meereshöhe! – ist für Flachlandpiloten gewöhnungsbedürftig. Der Blick im Final auf eine wahre Postkartenidylle aus Piste, Strand und Meer entschädigt aber für die anspruchsvolle Platzrunde.
Schon kurz nach dem Aussteigen wird klar, dass auf der Insel die Uhren langsamer ticken als auf dem französischen Festland. Hektik ist nicht nur am Flugplatz ein Fremdwort. Als erstes geht man in die nette Fliegerkneipe, trinkt dort mit Blick auf die abgestellte Maschine einen Café Crème oder ein kühles Getränk und unterhält sich mit den einheimischen oder „zugereisten“ Piloten. „Insel der Schönheit“, so wird Korsika auch bezeichnet, und wer die wildromantischen Küsten entlangfliegt oder fährt, wird dieser Beschreibung beipflichten. Das Eiland bietet spannungsvolle Kontraste: Einerseits die klassischen Attribute einer Ferieninsel – Sonne, Strand, Sport und Nachtleben – auf der anderen Seite hochalpine Wanderwege, verschneite Berggipfel und menschenleere Gegenden im Landesinnern.
Korsika bietet alle klassischen Attribute einer Ferieninsel – und noch mehr
Stolze 2707 Meter ragt der höchste Berg, der Monte Cinto, über das Meer, und während sich am Strand die Urlauber sonnen, liegt im Hochgebirge oft noch Schnee. Der bei Kletterern und Wanderern beliebte Höhenwanderweg „GR20“ ist ebenfalls berühmt und führt entlang der schönsten Gipfel. Kein Wunder, dass angesichts dieser landschaftlichen Schönheit und Vielfalt die Einheimischen stolz auf ihre Insel und die eigene korsische Sprache sind, die heute auf den Ortsschildern gleichberechtigt neben dem Französisch steht. Und anders als noch in den siebziger und achtziger Jahren meldet sich die korsische Unabhängigkeitsbewegung in jüngerer Zeit nicht mehr mit Bombenanschlägen und Attentaten auf staatliche Einrichtungen oder Politiker zu Wort. Im Zeichen eines vereinten Europa hat man sich anscheinend mit der allerdings nach wie vor ungeliebten französischen Zentralregierung in Paris arrangiert. Urlauber merken von den einstigen Spannungen ohnehin nichts – bis auf einige Graffiti an den Verkehrsschildern.
Neben dem Flugzeug ist das Zweirad bestes Mittel zur Fortbewegung: Radfans können sich Mountainbikes oder Tourenräder in Propriano ausleihen, für die Gemütlichen gibt es Roller oder Motorräder zu mieten. Gerade mit dem Bike – idealerweise eine Enduro – kommt man zu versteckten Winkeln oder Stränden, die mit dem Auto nie erreicht werden könnten. Wer dennoch lieber auf vier Rädern unterwegs sein will, sollte einen Kleinwagen der PS-starken Limousine vorziehen: Die Sträßchen sind meist schmal und zumindest an der Westküste folgt Kurve auf Kurve – hier ist weniger Motorleistung als viel mehr Agilität gefragt. Von Propriano aus lassen sich herrliche Touren in die benachbarten Bergdörfer Sartene oder Olmeto unternehmen. Besonders Sartene mit seinen engen Gassen hat den Ruf, dass man hier noch dem ursprünglichen Korsika begegnet.
Neben dem Flugzeug ist das Zweirad das beste Fortbewegungsmittel auf Korsika
Wer malerische Küstenstraßen bevorzugt, sollte entweder die kleine Landstraße am Meer nach Norden zur Inselmetropole und zu dem Napoleon-Geburtsort Ajaccio nehmen oder gen Süden ins Hafenstädtchen Bonifacio mit Sicht auf Sardinien touren. Mit dem Flugzeug die Insel erkunden macht ebenfalls Spaß, man sollte aber aufpassen: Hohe sommerliche Temperaturen können schwach motorisierte oder schwer beladene Flugzeuge ans Limit oder darüber hinaus bringen – und das trotz eines Starts auf Meereshöhe! Am schönsten ist es aber, bei feinem Essen, einem guten Wein und korsischer Gastfreundschaft einfach zu relaxen. Und sich darüber zu freuen, dass dieses Inselparadies quasi vor der Haustür liegt!
Propriano: Tipps und Infos
So kommt man hin: Wenn Sie über Frankreich nach Korsika fliegen wollen, bieten sich zwei Routen an: Landschaftlich schön ist die Strecke von Deutschland durch das Schweizer Mittelland mit Landung in Annemasse zum Tanken. Wenn Sie in der Schweiz keinen Stopp einlegen, reicht ein Flugplan zum Überflug der Schweiz und den Einflug nach Frankreich. Landen Sie jedoch in der Schweiz, müssen Sie in Annemasse Zoll anfragen, spätestens eine Stunde vor der geplanten Landung. Weiter gehts südwärts über den Lac du Bourget, Aix-les-Bains und Gap. Folgen Sie nun dem Tal nach Süden über Château-Arnoux und weiter zum Le Luc VOR, LUC 113,00, und St Tropez VOR, STP 118,12.
Die andere Strecke führt westlich des Schweizer Juras über das Rhônetal bis Montélimar (VOR MTL 113,65), weiter über Vinon und zum Le Luc VOR 113,00 und St Tropez VOR STP 118,12. Diese Strecke ist bei weniger gutem Wetter zu empfehlen. Durch Schengen sind weder Anmeldung noch Zoll in Frankreich nötig, ein Flugplan für den grenzüberschreitenden Flug ist aber weiterhin Pflicht!
Dann verlassen Sie die Côte d’Azur und fliegen über den Pflichtmeldepunkt LERMA und den Meldepunkt OMARD zum Pflichtmeldepunkt MERLU, auf einem Kurs von 100 Grad. Von hier geht’s mit 129 Grad über den Pflichtmeldepunkt MC nach Calvi LFKC, wo die Kontrollzone D nur bis 2000 Fuß reicht. Die Strecke über Wasser ist etwa 110 NM lang (aber mit weniger als 100 NM Abstand zur Küste, siehe unten!), also genügend Kraftstoffreserve einplanen.
Am besten vor dem Flug übers Meer tanken, die obligatorische Seenotausrüstung bereitlegen und Flugplan aufgeben. Hierzu bieten sich Vinon LFNF, Le Luc LFMC und Cuers LFTF an. Für den Flug über die offene See (bis maximal 100 NM Entfernung zur nächsten Küste) in Frankreich ist folgende Mindestausrüstung vorgeschrieben:
- Schwimmweste (oder ähnliches individuelles Rettungsgerät) für jeden Insassen, im Flug einfach zu erreichen und anzulegen!
- ELT (generell Pflicht in Frankreich).
- Funknavigationsgerät, das zur Durchführung des Fluges geeignet ist (VOR oder zur Primärnavigation zugelassenes GPS Klasse A, B oder C).
- VHF-Sprechfunkgerät. Die Flughöhe muss einen permanenten Empfang des zuständigen FIS-Dienstes ermöglichen, Pflichtmeldepunkte und der Wechsel in den nächsten FIS-Sektor sind zu melden.
Aktuelles Kartenmaterial ist notwendig, am besten den offiziellen Kit-Documents VFR von Service de l’Information Aéronautique (SIA), erhältlich im Flugbedarf oder an größeren französischen Flugplätzen. Für den Flug, der die Strecke über See beinhaltet, ist ein Flugplan mit der genauen vorgesehenen Route vorgeschrieben. Flugplan aufgeben: Im Internet unter www.sia.aviation-cvile.gouv.fr, an einigen Flugplätzen finden Sie interaktive Terminals (OLIVIA oder MINITEL) oder per Telefon bei Bureau Régional de l’Information Aéronautique (BRIA): Telefonnummern stehen auf den Anflugblättern Cartes VAC oder im Bottlang. Da es an vielen Flugplätzen keinen Flugleiter gibt, müssen Sie den Flugplan nach dem Start mit dem zuständigen SIV (Service Information en Vol)/FIS Kontakt aufnehmen und eine Startmeldung mit Angabe der Abflugzeit abgeben.
Landen Sie auf einem Platz ohne Flugleitung, können Sie den Flugplan auch über SIV/FIS schließen, sobald die Landung sichergestellt ist, oder Sie schließen ihn per Telefon beim zuständigen BRIA. Bei SIV/FIS und in den BRIA wird auch Englisch gesprochen. Wer die lange Strecke übers Wasser scheut, passiert die Alpen und fliegt dann via San Vincenzo und die Insel Elba an Korsikas Ostküste. Achtung: Die Kontrollzone von Ajaccio reicht bis Propriano, deshalb auch das Anflugbatt von Ajaccio bereitlegen! Wenn sich beim Anflug auf Propriano niemand am Funk meldet, Blindmeldungen auf Englisch oder Französisch absetzen und landen.
Unterkunft: Das Dreisterne-Hotel „Le Valinco“ liegt am Ortseingang von Propriano und bietet einen malerischen Blick über die Bucht von Valinco und den hoteleigenen Strand. Zimmer mit Frühstück je nach Saison ab etwa 45 Euro. Rue Septembre 9, 20110 Popriano, Telefon 0033/495762572.
Der Campingplatz „Tikiti“ am Stadtrand von Propriano liegt auf einer Anhöhe mit Sicht über die Bucht von Valinco, www.campingtikiti.fr.st/ Wer lieber neben seinem Flugzeug übernachten will, kann direkt am Flugplatz zelten.
Fahrzeugvermietung: Fahrräder, Roller und Motorräder lassen sich in Propriano an mehreren Vermietstationen ausleihen, etwa bei TTC Motos in der Stadtmitte. Ein Mountainbike kostet dort 14 Euro, ein Moped 36 und ein 125-Kubikzentimeter-Roller 60 Euro am Tag. Infos unter TTC Motos, Rue du General de Gaulle 25, 20110 Propriano, Telefon 0033/495761532, www.ttcmoto.fr
Mehrere große Autovermietungen bieten im Stadtzentrum von Propriano Pkw aller Preisklassen an.
Text: Jürgen Schelling, fliegermagazin 5/2005