Flugplatz Mainz – EDFZ
Mainz, die sympathische Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz, bietet südliches Flair, hohe Lebensqualität und einen Flugplatz mit Atmosphäre
Der Flugplatz Mainz-Finthen liegt im Rhein-Main-Dreieck an der Grenze von Hessen und Rheinland-Pfalz, im Einzugsgebiet von Wiesbaden und Frankfurt. Die militärische Vergangenheit des bereits in den dreißiger Jahren als Rundplatz angelegten Airports ist deutlich zu spüren: Breite Straßen, große Hallen und lange Baracken prägen das Bild. Soldaten trifft man hier aber schon lange nicht mehr. In den Hangars stehen heute Ein- und Zweimots, und in die Baracken sind Firmen eingezogen. Sogar einen Verkehrsübungsplatz gibt es. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nutzten die Franzosen den Flugplatz einige Zeit, bis in den fünfziger Jahren Amerikaner das Kommando übernahmen und die Betonbahn bauten. 1995 verließen die US-Truppen den Platz, zivile Nutzer setzten den Flugbetrieb fort. „Bei ihrem Abzug haben die Amerikaner alles mitgenommen, sogar die Landebefeuerung“, erzählt Thilo Schmidt von Hülst, Mitglied des Luftfahrtvereins und in seiner Freizeit Flugleiter in dem kleinen Tower.
Zivilen Flugbetrieb gab es auf dem Flugplatz allerdings schon seit den fünfziger Jahren. Ein kleiner Bereich am Rand des Platzes gehörte dem Luftfahrtverein Mainz, gut gesichert mit einem über zwei Meter hohen Zaun und Stacheldraht. Wenn die Mitglieder fliegen wollten, mussten sie mit ihren Flugzeugen durch eine Sicherheitsschleuse rollen. „Wenn wir in der Schleuse standen und sich das erste Tor hinter uns geschlossen hatte, kontrollierte ein amerikanischer Soldat unsere Papiere“, erinnert sich Schmidt von Hülst, „erst danach öffnete sich das zweite Tor zur Rollbahn.“ Heute profitiert der Flugplatz von seiner Vergangenheit und Größe: In geräumigen Hangars finden die 70 Flugzeuge der 420 Vereinsmitglieder ganz locker Platz. Das Vorfeld ist so riesig, dass es gar nicht komplett genutzt wird, dazu gibt es eine 1000 Meter lange Beton- und zwei ebenfalls 1000 Meter lange Graspisten.
Flugplatz Mainz-Finthen: militärische Vergangenheit
Genügend Areal für Ausbauten ist sowieso vorhanden. „Aber natürlich muss man auch bedenken, dass die Größe des Platzes viel Arbeit erfordert“, sagt Schmidt von Hülst. Und auch sonst müssen die Mainzer Probleme lösen. Die Bundesvermögensverwaltung, heutiger Besitzer des Platzes, verpachtet das Gelände an den Luftfahrtverein nur mit einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. „So sind langfristige Investitionen natürlich immer ein Risiko“. Auch bei den Politikern ist der Flugplatz umstritten. Den Mainzer Stadtrat konnte der Verein vom Sinn des Flugplatzes allerdings schon überzeugen: „Wir gehen davon aus, dass es beim Status Quo bleibt“, betont Hermann Kuhn, Vorstandsmitglied des Luftfahrtvereins. Vom Tisch ist damit die Idee der Stadt, den Flughafen abreißen zu lassen und danach auf dem Gelände einen neuen Stadtteil anzulegen.
Wichtig ist der Flugplatz aber nicht nur für den Luftfahrtverein, sondern auch für die beiden Landeshauptstädte Wiesbaden und Mainz. Industrieunternehmen aus der Gegend nutzen den Airport ebenso wie das ZDF, das auf dem nahen Lerchenberg sein Sendezentrum unterhält und hier regelmäßig Sportler und Künstler für Fernsehsendungen einfliegen lässt. Die Anrainer brauchen sich dennoch keine Sorgen über möglicherweise steigende Flugbewegungen zu machen: „Wir wollen ein kleiner Regionalflugplatz bleiben“, verspricht Schmidt von Hülst. Gut geeignet ist der Flugplatz deshalb für lernwillige Flieger: Hier können sie sich sogar auf den Überflug des nahe gelegenen Rhein-Main-Flughafens in Frankfurt vorbereiten lassen. „Es ist nicht so einfach, sich dort mit dem Funk und der Navigation zurecht zu finden, deshalb können sich Interessierte bei uns an erfahrene Fluglehrer wenden“, erklärt Schmidt von Hülst.
Mainz ist in der Nachbarschaft des Rhein-Main-Flughafens Frankfurt
„Besonders abends ist es ein einmaliges Erlebnis, über den riesigen Flughafen hinweg zu fliegen.“ Apropos Erlebnis: Eine Augenweide ist auch die schöne Landschaft rund um den Flugplatz Mainz oder entlang des Rheins. Nach dem Start folgt man dem Fluss Richtung Westen durch den Rheingau, der von sanft ansteigenden Hügeln und riesigen Weinanbauflächen geprägt wird. Ab und an unterbrechen die Gebäude eines Weingutes die endlosen Reihen der Reben. Bei Bingen werden die Weinberge steiler und die Felsen schroffer. Der Rhein bahnt sich hier seinen Weg durch das Mittelrheintal. Hoch über dem Fluss liegen so bekannte Burgen wie Rheinfels oder Grafenstein. Kurz darauf erscheint dort unten die Loreley, Gefahr droht aber nur für die Schiffer auf dem Rhein. Über die dichten, dunkelgrünen Wälder des Hunsrück führt der Weg zurück nach Mainz. Nach solch einem Flug lohnt sich ein Spaziergang über den Markt im Zentrum der Landeshauptstadt.
Hier kann man nicht nur fabelhaft einkaufen, sondern auch viel sehen und gesehen werden. Umrahmt von historischen Häusern bieten die Stände Lebensmittel nahezu aller Herren Länder, in den Kneipen und Cafés, die in (und vor) den goldverzierten Häusern untergebracht sind, kann man hervorragend dem bunten Treiben zusehen und die Sonne genießen. Völlig selbstverständlich scheint der reich verzierte Brunnen am Rand des Marktes für die Mainzer zu sein. Diesen ließ der Mainzer Erzbischof 1526 für seine Untertanen errichten – allerdings nicht aus Nächstenliebe: Zwei Jahre zuvor hatten sie während der Bauernkriege gefordert, dem Klerus und dem Adel die Privilegien abzuerkennen. Mit diesem Brunnen wollte der Gottesmann an die Niederschlagung des Konflikts erinnern.
Der Rundflug führt übers Mittelrheintal
Nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt liegt das Gutenberg-Museum, das den wohl berühmtesten Einwohner von Mainz ehrt: Johannes Gutenberg, Erfinder der Druckerpresse. Wichtigste Stücke der Ausstellung sind zwei originale Gutenberg-Bibeln, die den Besuchern in einem Tresor gezeigt werden. Aber auch praktisch kann man über das Handwerk Gutenbergs etwas lernen: Im Druckladen des Museums dürfen Besucher selber drucken. Mehrere historische Druckmaschinen stehen dort, es riecht wie in einer alten Werkstatt. In langen Holzmagazinen an den Wänden des Raums liegen unzählige Vorlagen, die Besucher unter fachmännischer Anleitung in die Druckmaschinen einsetzen können. Mit Buchstaben verschiedener Größen und Schrifttypen werden Texte oder Namen gesetzt.
Vom Eingang des Gutenberg-Museums blickt man auf den Dom St. Martin, der das Stadtbild von Mainz seit seiner Einweihung 1008 prägt. Im Jahr 975 wurde mit dem Bau des riesigen Gotteshauses begonnen, dessen Dimensionen damals die geistliche und die weltliche Macht des Erzbischofs von Mainz verdeutlichen sollten. Siebenmal wurde der Dom bis heute zerstört. Dementsprechend groß ist die stilistische Vielfalt des Bauwerks: Der Kreuzgang ist gotisch, der Treppenturm romanisch und auch Renaissance oder Barock kommen vor. Baumeister und Künstler verschiedener Stile und Epochen mussten sich mit den Hinterlassenschaften früherer Architekten arrangieren. Ganz ähnlich wie heute auf dem Flugplatz.
Mainz – Tipps und Infos
- So kommt man hin: Der Flugplatz Mainz-Finthen liegt vier Nautische Meilen südwestlich der Stadt, eine Orientierungshilfe bietet ein Fernsehturm, der rund 1,3 Meilen südlich des Flugplatzes steht. Auch bei stärkerem Wind lässt sich der Platz problemlos anfliegen. Piloten sollten sich allerdings mit CVFR auskennen, denn der Platz liegt in der CVFR-Zone von Frankfurt. Anflüge aus Richtung Osten sollten vermieden werden, denn dort beginnt die Kontrollzone von Frankfurt. Im An- und Abflug keine Ortschaften in Platznähe überfliegen.
- Unterkunft: Unter www.mainz.de können Hotels reserviert werden.
- Ausflüge: Von Mainz bietet sich ein Ausflug nach Wiesbaden an, um sich zum Beispiel den Kurpark mit dem bekannten Casino anzuschauen. Aber auch die Bankenmetropole Frankfurt und der Rhein-Main-Flughafen liegen nicht weit entfernt. Vor allem im Herbst lohnt eine Fahrt am Rhein entlang, denn dann laden die zahlreichen Weingüter zu ihren Weinfesten ein. Besucher, die lieber auf dem Wasser unterwegs sind, können auf dem Rhein mit Ausflugsschiffen in Weinorte wie Eltville oder Rüdesheim fahren – direkt von Mainz aus.
Text: Johannes Reusche, fliegermagazin 6/2005