flugplaetze

Flugplatz Mainbullau – EDFU


Hoch über dem Maintal, wo Spessart und Odenwald aufeinandertreffen, liegt der Flugplatz Mainbullau. Zum Verweilen lädt nicht nur der grandiose Blick vom Hochplateau ein, sondern auch die mittelalterliche Stadt Miltenberg im Tal

Von Redaktion

Wie ein riesiges Schiff thront der Verkehrslandeplatz Mainbullau über dem Maintal und der fränkischen Kleinstadt Miltenberg, etwa 30 Nautische Meilen westlich von Würzburg gelegen. „Flugzeugträger“ nennen einheimische Piloten ihren Platz deshalb gern. Die exponierte Lage auf dem Hochplateau hat aber durchaus ihre Vorteile: Die Piste ist trotz eines Meeres von Wald, Wiesen und Feldern ringsherum gut auszumachen – und die Landung erweist sich als weit weniger tückisch, als der maritime Spitzname glauben macht. Immerhin: Von Westen her neigt sich die Piste bis zur Schwelle der „23“ um fast 60 Fuß. Mit Verwirbelungen ist im hindernisfreien Anflug aber kaum zu rechnen. Vor gut einem Jahr feierten die Hausherren auf dem Bullauer Berg, der Flugsportclub (FSC) Miltenberg, 50-jähriges Jubiläum. Der offizielle Flugbetrieb begann auf dem Gelände nördlich des Dorfes Mainbullau „am 11. Juni 1957 um 11.29 Uhr“, wie die Flugplatzchronik auf der Website des FSC stolz berichtet.

Damals, so ist zu lesen, sei „nach jahrelanger Vorarbeit in der Werkstatt und am Gelände der Segelfluglehrer Paul Sorger mit einem doppelsitzigen Segelflugzeug an der Schleppwinde gestartet“. Fliegerische Aktivitäten auf dem Gelände sind aber schon aus früherer Zeit bekannt: Alte Fotos zeigen den Bullauer Flieger Hugo Breunig nach einer Landung auf den heimatlichen Wiesen lange vor Beginn des offiziellen Flugbetriebs. In einer Reichsnavigationskarte ist das Höhenplateau sogar bereits in der Vorkriegszeit als Notlandeplatz ausgewiesen. Kurz nach den Segelfliegern, Anfang der sechziger Jahre, durften dann auch motorisierte Piloten vom Bullauer Berg starten und dort landen. Im Zuge der Flurbereinigung entstand zu dieser Zeit der Flugplatz in seiner aktuellen Ausrichtung und Lage. Heute bestimmen vor allem die ultraleichten Maschinen das Bild auf dem Verkehrslandeplatz.

Mainbullau: Die exponierte Lage auf dem Hochplateau hat durchaus ihre Vorteile

„Wir haben hier inzwischen überwiegend UL-Verkehr, ein ganz klarer Trend“, sagt Flugleiter Stefan Dalemans. Der 43-Jährige sitzt in seiner Freizeit selbst gern im UL-Cockpit, vorzugsweise in einer am Platz stationierten quietschgelben Aeroprakt A22L, der bislang einzigen ihrer Art in ganz Deutschland (siehe fliegermagazin 10/08). Vom größten Arbeitgeber am Platz kündet ein strahlend weißer Motorsegler vor der Osthalle: Der LTB Korff Luftfahrt rüstet unter anderem Grob G 109 und Taifun 17E auf Limbach- und Rotax-Triebwerke um. Außerdem ist die Firma Service- und Vertriebspartner des ukrainischen UL-Herstellers Aeroprakt, ein Geschäftsfeld, das entsprechend dem UL-Verkehrsaufkommen in Mainbullau und andernorts möglicherweise in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird. Wenige Gehminuten vom Flugplatz entfernt liegt der Ort Mainbullau mit seinem romantischen Dorfplatz und dem schlichten Kirchlein St. Katharina, dessen Turm aus dem 13. Jahrhundert stammt.

Ein beschaulicher Ort, der zum Verweilen einlädt. Einen Steinwurf entfernt lockt Münkels Beerenhof zu einem Besuch. Der ehemalige Stall des alten Bauernhauses dient heute als Gärkeller und Hofladen mit Probierraum. Ausgeschenkt werden fränkische Edelobst- und Wildfruchtbrände aus eigener Herstellung. Wer danach noch sicher auf den Beinen steht und einen strammen Fußmarsch nicht scheut, kann direkt vom Flugplatz runter ins Maintal bis nach Miltenberg wandern. Die mittelalterliche Stadt erreicht man in etwa eineinhalb Stunden. Schneller und bequemer geht’s mit dem Taxi. Die Flugplatzbetreiber planen außerdem, künftig zwei Motorroller für Gäste bereitzustellen – selbstredend ohne vorherige „Besichtigung“ von Münkels Hofbrennerei. Wer mehr Zeit mitbringt, kann in der reichen Kulturlandschaft von Spessart und Odenwald viele kleine und große Sehenswürdigkeiten entdecken.

Gäste können direkt vom Flugplatz runter ins Maintal bis nach Miltenberg wandern

Ausflüge zum Franziskanerkloster Engelberg, zum Schloss Kleinheubach am Fuß des Bullauer Bergs oder in die Barockstadt Amorbach im fränkischen Odenwald sind nur einige lohnenswerte Ziele. Besonders reizvoll ist ein Abstecher zum Wasserschloss Mespelbrunn. In dem märchenhaften Renaissance-Bau wurde der Film „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Liselotte Pulver und Carlos Thompson gedreht.
Am Fuße des Greinbergs liegt die mittelalterliche Stadt Miltenberg am Main. Spuren früher Siedlungen finden sich hier schon aus der Zeit von 1200 bis 700 vor Christus und reichen bis ins frühe Mittelalter. Kelten bauten an dem Ort einen Ringwall, der noch heute sichtbar ist. Später brachten die Römer ihrem Gott Merkur an gleicher Stelle Opfergaben dar. Davon zeugen Fundstücke, die im Museum der Stadt Miltenberg ausgestellt sind. Im Mittelalter siedeln sich Bauern an dem ehemals römischen Main-Kastell an. Oberhalb der Vorgängersiedlung von Miltenberg entsteht im frühen 13. Jahrhundert eine Festung: die „Miltinburc“.

Etwa 250 Jahre später kommt der wohl berühmteste Sohn der Stadt zur Welt: Johannes Butzbach (1477 bis 1516). Einen Namen macht sich der Humanist und Prior des Klosters Maria Laach besonders durch die Erzählungen über seine Jugend- und Wanderjahre. Das Werk gilt als erste Autobiographie der deutschen Literaturgeschichte. Noch ein anderer Name spielt in der Chronik von Miltenberg und der Mildenburg eine Rolle: Götz von Berlichingen. Überliefert ist ein Aufenthalt des „Reichsritters mit der eisernen Hand“ im Mai 1525 während der schwäbischen Bauernaufstände auf der Burg zusammen mit dem Odenwälder Haufen, einem brandschatzenden Bauernheer. Dass man innerhalb der Burgmauern zu dieser Zeit einen derben Umgang pflegte und wilde Räubereien ausheckte, ist nicht schwer vorzustellen. Die Zerstörungen und Gewalttaten der Aufständischen auf dem Raubzug nach Würzburg geschahen vermutlich aber gegen den Willen des Ritters von Berlichingen, der damals wohl mehr Gefangener als Hauptmann des Bauernheers war.

Heute geht’s im Maintal und auf dem Bullauer Berg bedeutend friedlicher zu. Selbst bei größerem Verkehrsaufkommen in der Platzrunde über dem „Flugzeugträger“ lässt sich niemand stressen. Nur im Flugplatz-Restaurant „Höhenrausch“ ist regelmäßig ein Betrieb wie zu Götzens Zeit auf der Mildenburg. Flugplatzwirt Heiko Schwaninger sorgt nämlich für Unterhaltung und Gaumenfreuden aller Art: Cocktails, Livekonzerte, Pokerabende, Karaokepartys oder Muschelessen. Und mittwochs ab 18 Uhr „Spaghetti for free“ – der Odenwälder Haufen hätte seine Freude gehabt.

Mainbullau – Tipps und Infos

So kommt man hin: Wer über Frankfurt am Main anfliegt, muss südlich von Aschaffenburg der Bundesstraße B469 oder dem Main flussaufwärts folgen. Mainbullau liegt südlich des Maintals, kurz bevor sich der Fluss in einer Schleife bei Miltenberg nach Norden wendet. Auch von Süden, Osten und Westen dient das Maintal als ideale Auffanglinie. Bei An- und Abflug gegebenenfalls auf Fallschirmspringer achten!

Unterkunft: Ferienwohnungen, Hotels und Pensionen gibt’s in nahezu allen Preisklassen. Eine Übersicht ist unter www.odenwald-tourismus.de sowie unter www.main-spes sart-info.de zu finden. Das Hotel Mildenburg am westlichen Rand der Miltenberger Altstadt bietet rustikale Einzel– und Doppelzimmer mit guter Standardausstattung in mittlerer Preisklasse (www. hotel-mildenburg.de). Das benachbarte Bräustüble „Faust“ gehört zu den ältesten Brauereien Deutschlands und geht auf das Jahr 1654 zurück, als Kilian Franzmathes die „Löwenbrauerei“ in Miltenberg gründete. Die stilvoll eingerichtete Traditionsbrauerei bietet sehr gute Küche zu moderaten Preisen (www.faust.de).

Aktivitäten: Für einen kürzeren Aufenthalt lohnt besonders das mittelalterliche Miltenberg am Main einen Abstecher ins Tal. Von dort erreicht man in wenigen Minuten die Mildenburg oberhalb der Stadt. Die mittelalterliche Anlage ist von Mai bis Oktober geöffnet, jeweils dienstags bis freitags von 14 bis 17.30 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 13 bis 17.30 Uhr, im Oktober nur bis 17 Uhr (www.burgen reich.de/burg mildenburg info.htm). Wer mehr Zeit hat, sollte sich das Wasserschloss Mespelbrunn im Spessart nicht entgehen lassen. Zu besichtigen von März bis November, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr, sonntags und feiertags von 9 bis 17 Uhr (www.schloss-mespelbrunn.de). Museen: Das Museum der Stadt Miltenberg ist geöffnet von Mai bis Oktober, jeweils dienstags bis sonntags, 10 bis 17.30 Uhr, sowie November bis April jeweils mittwochs bis sonntags von 11 bis 16 Uhr. Weitere Informationen unter www.museum-miltenberg.de

Text und Fotos: Samuel Pichlmaier, fliegermagazin 1/2009