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Flugplatz Husum – EDXJ

Zur Krokussblüte im Frühjahr beweist Theodor Storms „graue Stadt am Meer“ das Gegenteil der bekannten Gedichtzeile: Natur, Wirtschaft und Kultur bieten eine bunte Vielfalt

Von Redaktion

An manchen Tagen des scheidenden Winters ist das Wetter an der Küste hoch im Norden Deutschlands doch noch recht rau. Doch den wackeren Erdlingen, die im März jeden Jahres erneut das Licht der Welt im schleswig-holsteinischen Husum erblicken und den Park des Residenzschlosses in ein lilafarbenes Blütenmeer verwandeln, kann es nicht wirklich etwas anhaben. Der „Crocus neapolitanus“ wurde einst aus Südeuropa in den Norden gebracht. Seit welchem Jahr genau Krokusse die Grünanlage um das „Schloss vor Husum“ zieren, bleibt sagenumwoben: Irgendwann zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert sollen die ersten gepflanzt worden sein, um aus den Blütenfäden kostbaren Safran zu gewinnen. Doch diesen Wunsch konnten die Krokusse nie erfüllen. Für Safran, so erläutert die Husumer Tourist Information, wird nämlich eine andere Unterart benötigt, der „Crocus sativus“.

Die Husumer Krokusblüte war und ist also eine rein visuelle Köstlichkeit – angesichts der Menge von inzwischen rund fünf Millionen allerdings eine einzigartige in ganz Nordeuropa. So üppig das lila Wunder sein mag, aus dem Flugzeug ist davon nicht viel zu sehen. Denn hier gilt die vorgeschriebene Mindestflughöhe über der Stadt, und aus 2000 Fuß sind selbst die riesigen Teppiche der zarten Blüten kaum auszumachen. Der optische Genuss entfaltet sich erst bei einem Parkspaziergang im Zentrum der Kleinstadt.

Wer von Süden nach Husum fliegt, orientiert sich am besten am östlichen Stadtrand. Hier verläuft ungefähr in Nord-Süd-Richtung die Bundesstraße 5, an der die Husumer Messehallen samt ihren großen Parkflächen liegen. Die von hier Richtung Nordost verlaufende B 200 mit Ziel Flensburg bildet eine gute Auffanglinie. Der Flugplatz liegt südöstlich dieser Straße. Von der Messe liegt EDXJ etwa zwei Nautischen Meilen entfernt. Eine andere Orientierungshilfe für die Sichtflieger bietet die markante Photovoltaik-Anlage in der nordwestlichen Platzrunde.

Wer von Süden nach Husum fliegt, orientiert sich am besten am östlichen Stadtrand

Per Zufall scheint – jedenfalls zurzeit – die Baufläche dieser Panels wie eine Pfeilspitze gen Südosten auf den Flugplatz zu weisen; von hier sind es noch 1,5 Nautische Meilen bis Husum-Schwesing. Der Anflug ist hindernisfrei. Eingebettet in Felder und ein kleines Waldstück liegt der Platz zwanzig Meter über dem Meeresspiegel. Die Starts und Landungen auf der Piste mit Ausrichtung 03/21 werden auch nicht durch die in Schleswig-Holstein verbreiteten Windkraftanlagen behindert. Einzig Seitenwind aus nördlichen Richtungen kann auf der „21“ in der Leeseite des Baumbestands zu Verwirbelungen führen. Achtung: Das Landen im militärischen Teil der ehemaligen Piste – er liegt vor der Schwelle „21“ – ist für zivile Piloten verboten. Wird die Infofrequenz 122.050 MHz gerastet, melden sich im Funk nicht selten Hasso von Dammann oder dessen Frau Elke. Der 70-Jährige ist seit acht Jahren Geschäftsführer der Flughafen Husum GmbH.

Blütenmeer: Fünf Millionen Krokusse blühen im Park rund ums „Schloss vor Husum“ (Foto: Bernt Hoffmann)

Eigentümer des 45 Hektar großen Areals ist allerdings die Bundeswehr, die hier bis zum Frühjahr 2000 ein Jagdbombergeschwader der Luftwaffe stationiert hatte. Den in EDXJ ansässigen Verein, die Sportfluggruppe Husum e. V., gibt es aber schon weitaus länger: Gegründet 1960, feierte er 2010 immerhin sein fünfzigstes Jubiläum – an einem Flugplatz, auf den die Sportfluggruppe selbst jedoch erst zehn Jahre zuvor ansässig wurde. „Der erste Geschäftsführer der Flugplatzbetreibergesellschaft, Reinhard Mesch, war Kommodore des Bombergeschwaders„, erzählt Hasso von Dammann über die Anfänge der Allgemeinen Luftfahrt vor zwölf Jahren. „Mesch hat Ende der neunziger Jahre begonnen, in Husum-Schwesing die Privatfliegerei in Schwung zu bringen.“ Nach dem Tod des Wegbereiters führte von Dammann den Platz fünf Jahre lang ehrenamtlich, ehe er sich 2008 als hauptamtlicher Geschäftsführer verpflichten ließ.

Der Anflug ist hindernisfrei. Eingebettet in Felder und ein kleines Waldstück liegt der Platz zwanzig Meter über dem Meeresspiegel

Die wirtschaftliche Entwicklung des Husumer Flugplatzes gestaltet sich allerdings schwieriger, als es sich der pensionierte Physiker seinerzeit erhofft hatte. „Durch die komplizierten Vertragsverhältnisse sind uns für zahlreiche Ideen die Hände gebunden.“ Der Geschäftsführer würde lieber heute als morgen weitere luftfahrtaffine Betriebe ansiedeln, denn Anfragen von möglichen Investoren gibt es genug. Neben der Flugschule ist derzeit jedoch nur noch der Speziallackierbetrieb Aeroclean Aircraft Painting ansässig. „Wir durften lange Zeit nicht mal Kaffee und Kuchen verkaufen“, erzählt von Dammann, der sich geradezu leidenschaftlich für „seinen“ Platz einsetzt. Der UL-Hersteller Breezer Aircraft habe EDXJ schließlich verlassen, weil es für betriebsnotwendige Erweiterungen keine Investitionssicherheit gab.

Ab April 2012 hofft der Verein auf eine Neustrukturierung im Zuge der jüngsten Bundeswehrreform. „Es gibt großes Interesse von Helikopter-Firmen, die von Husum aus die Offshore-Wartung der in der Nordsee bereits stehenden und noch geplanten Windkraftanlagen organisieren wollen.“ In der Umweltenergie sieht auch der nordfriesische Wirtschaftsraum hohes Potenzial. Mit „Husum WindEnergy“ und „new-energy“ bietet die Stadt zwei einschlägige Leitmessen von Weltruf an, die beide alljährlich auch dem Flugplatz einen kräftigen Aufwind bescheren.

Flaniermeile: Fußgängerzone vor der bunten Hafenzeile mit Cafétischen an der Kaikante (Foto: Bernt Hoffmann)

Einen Aufwind ganz anderer Art erfährt seit einigen Jahren der Nordseetourismus. Die Stadt nahe dem Watt bietet für Groß und Klein viele Natur- und Kulturangebote. Vom Schlosspark ist in südlicher Richtung nach wenigen Gehminuten der hübsche Binnenhafen erreicht. Hier ist nicht nur das an die ehemalige Husumer Schiffswerft erinnernde Rathaus zu bestaunen, samt stilisierter Slipanlage, auf der der historische Tonnenleger Hildegard steht. Dieses Exponat gehört zu dem Schifffahrtsmuseum gegenüber, in dessen gläsernem Anbau das berühmte Wrack von Uelvesbüll ein Heim gefunden hat. Der vierhundert Jahre alte Frachtsegler wurde nach seinem Fund im Deich zwei Jahre lang in einem Zuckerbad konserviert, bevor er ausgestellt werden konnte.

Einen Aufwind ganz anderer Art erfährt seit einigen Jahren der Nordseetourismus

Entlang der Hafenmeile reihen sich urige Restaurants und kuschelige Bistros aneinander und laden mit ihren Tischen im Freien bei Sonnenschein direkt am Kai zum Verweilen ein. Nicht nur Romantiker schlendern auch gern durch die kleinen Gassen mit den Fischerhäuschen. Bei schlechterem Wetter bietet das Zentrum Einkaufslustigen auch Shops zum Stöbern. Oder man besucht das Theodor Storm-Museum. Auch außerhalb der nordfriesischen Stadt gibt es einiges zu entdecken: Von der Insel Nordstrand startet der „Adler-Express“ zu einer mehrstündigen Wattenmeer-Kreuzfahrt. Wissbegierige informieren sich vorab im Nationalpark-Haus (www.nationalpark-haus.de) und in dem Nordsee-Museum Nissenhaus (www.museumsverband-nordfriesland.de).

Jährlich am dritten Märzwochenende wird beim Krokusblütenfest die Husumer Krokuskönigin gekürt. Wer erst ab April kommen kann, sieht leider nichts mehr von der violetten Pracht. Doch auch dann bleibt die Möglichkeit, das Schlosscafé zu besuchen, in dem körperlich behinderte junge Menschen im Rahmen der Berufsausbildung Gastronomieerfahrung erwerben und Teamarbeit lernen. Die Speisen sind köstlich; während der Blütezeit der Krokusse ist eine Reservierung unerlässlich. Im Park gibt es stets reichlich Platz: Wie viele Kelche werden sich in diesem Jahr öffnen? Auf nach Husum – und zählen!

Husum – Tipps und Infos

  • Östlich der Schwelle „21“ beginnt das militärische Sperrgebiet. Als nächtliche Anflughilfen gibt es eine Pistenrandbefeuerung, Schwellenfeuer und Eckblitze. Befeuerung und PPR kosten jeweils 25,64 pro Stunde (Januar 2012). EDXJ hat nur VFR-Betrieb. Fahrräder kann man für 8 Euro pro Tag am Platz mieten. Oder man nimmt ein Taxi ins Stadtzentrum, das etwa zehn Kilometer entfernt liegt. Fahrtkosten: rund 15 Euro.
  • Basis-Informationen: Tourismus und Stadmarketing Husum GmbH, Telefon 04841/8997-0, www.husum-tourismus.de oder: www.sh-geheimnis.de
  • Unterkunft: Hotel Hinrichsen, DZ 80 bis 90 Euro, www.hotel-hinrichsen.de; 5-Sterne-Hotel „Altes Gymnasium“, DZ 150 bis 235 Euro, www.altes-gymnasium.de; am Flugplatz zu Fuß erreichbar Stuck‘s Gaststätte, EZ 35, DZ 65 Euro (inkl. Frühstück), www.stucks-gaststaette.de.
  • Gastronomie: Jacqueline‘s Café (leckerer Kuchen), Telefon 04841/55 53; Dragseth‘s Gasthof (ältestes Restaurant Husums), Telefon 04841/77 99 95
  • Ausflüge: Fahrt zur Hallig Hooge (größte im Wattenmeer) oder Küsten-Kreuzfahrt zu buchen über Tourist Information oder www.adler-schiffe.de; Besichtigung des Theodor-Storm-Museums, Infos unter www.storm-gesellschaft.de

Text & Fotos: Bernt Hoffmann, fliegermagazin 3/2012