Flugplatz Herten-Rheinfelden – EDTR
Im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz liegt der badische Flugplatz Herten-Rheinfelden: der ideale Ausgangspunkt für eine Reise in die Kulturstadt Basel und den wild-romantischen Südschwarzwald
Es ist eine Route, auf der seit jeher Luftwanderer gen Süden ziehen. Störche meist und andere Zugvögel: linker Hand dunkle, dicht bewaldete Berghänge, rechts ein breiter Fluss mit Auenwäldern und mächtigen Brücken am Horizont. Wie ein landschaftlicher Kontrapunkt stehen die südlichen Ausläufer des Schwarzwalds dem leicht geschwungenen, glitzernden Rheinlauf mit seinem breiten Tal gegenüber. Eine kontrastreiche, malerische Landschaft. Weiter im Süden dann, wo sich der Fluss nach Osten wendet, liegt der kleine badische Flugplatz Herten-Rheinfelden. So idyllisch der Platz, so beschaulich geht’s bei den Hausherren zu. Die Segel-, Motor- und UL-Flieger der Luftsportgruppe Südwest Herten-Rheinfelden sind – wie der Name vermuten lässt – auf dem südwestlichsten Flugplatz Deutschlands zu Hause, dem einzigen im Landkreis Lörrach.
Schon wenige Jahre nach Kriegsende, am 17. Februar 1951, nahmen deutsche und schweizerische Piloten den Flugbetrieb in Herten auf. Heute zählt der Verein 85 aktive Mitglieder. Beim Blick in die Hangars wird deutlich, dass die heimischen Piloten nicht nur übers Fliegen reden: Zur Flotte gehören zwei Scheibe Falken, eine Robin DR 400 sowie zwei ULs vom Typ Tecnam P92 und Zenair CH 601 XL Zodiac. Der gepflegte Grasplatz lockt Gäste von nah und fern. Besonders naturverbundene Flieger können auf dem vereinseigenen Campingplatz das Wochenende oder gleich den ganzen Sommer verbringen. Aushalten lässt sich’s hier aber auch in den anderen Jahreszeiten, und das Flugplatzrestaurant bietet dazu ganztägig warme Speisen. In Sichtweite der Piste lockt die alte Schmuckstadt Basel. Besonders Architektur- und Kunstliebhaber sind hier richtig. In der Altstadt – eine der am besten erhaltenen Europas – kommen Vergangenheit und Gegenwart, Moderne und Traditionsbewusstsein gleichberechtigt zusammen.
Herten-Rheinfelden: Ausflug für Grenzgänger
Jahrhundertealte Bauwerke stehen in unmittelbarer Nähe zu avantgardistischer Architektur von Mario Botta, Herzog & de Meuron oder Renzo Piano. Basel gilt als offene und vielseitige Kulturmetropole mit reichhaltigem Angebot an Konzerten, Ausstellungen, Messen und Festivals. Von Weltruf ist unter anderem eine der bedeutendsten Fachmessen für Uhren- und Schmuck. Außerdem feiert die „Art Basel“ jährlich ein Stelldichein von Künstlern, Kunsthändlern, Kunstsammlern und viel Prominenz aus aller Welt. Unübersehbar: Kunst ist in der Stadt am Rhein allgegenwärtig – nicht nur in über dreißig Museen, sondern auch auf zahlreichen Plätzen. Angesichts des riesigen Angebots verliert man schon mal den Überblick: Die Bandbreite reicht von der Fondation Beyeler mit Weltruf über das Museum Tinguely, das Kunstmuseum Basel und das Schaulager bis hin zum Puppenhausmuseum. Weit über die Landesgrenzen bekannt ist auch das Dreispartentheater.
Zum vielseitigen Kulturangebot gehören außerdem Musikfestivals wie die Internationale Musikwoche „les muséiques“ oder das Jazz-Festival „Jazz by Off Beat“. Besonders versteht man sich in Basel aber auch aufs Savoir-vivre. Gutes Essen und Trinken dürfen bei soviel Kultur eben nicht fehlen. Kochkünstler aus aller Welt haben sich hier versammelt. Vom Vier-Sterne-Gourmettempel bis zur Imbissbude mit Geheimtipp-Status ist alles zu finden. Dazu bieten unzählige Straßencafés, Confiserien und traditionelle Beizen ausreichend Gelegenheit, die Basler Lebensart näher kennen zu lernen. Wer’s beschaulicher mag, sollte einen Ausflug ins grüne Umland unternehmen. Der nahe Südschwarzwald bietet ein Naturerlebnis für alle Sinne, ein Tal schöner als das nächste – aus der Luft ebenso wie zu Fuß. Besonders empfehlenswert: ein Ausflug zum Vogelpark Steinen. Gisbert Kasten, Leiter der Falknerei, erzählt dort mit Leidenschaft, Witz und viel Sachkenntnis über seine Greife und ihre Bedeutung für das Ökosystem sowie über den Schutz ihrer wildlebenden Verwandschaft.
Währendessen führen Adler, Eulen, Falken und Geier mit atemberaubender Leichtigkeit ihre Flugkünste vor – so hautnah, dass es manchem etwas unheimlich wird. Schwebt dann noch mit sanften Flügelschlägen Storchendame Roswitha elegant zwischen den Greifen ein, wird klar: Mit Flugmaschinen aus Holz, Kunststoff oder Alu ist hier kein Blumentopf zu gewinnen. Auf dem Weg nach Hause aber, wenn die Hertener Graspiste unter den Flügeln verschwindet und die dunklen Hänge des Schwarzwaldes sich bedrohlich-schön vor der Flugzeugnase auftürmen, wird die Vogelperspektive wieder zu einem ganz und gar ursprünglichen Erlebnis – das nicht nur gefiederten Luftwanderern wie Roswitha vorbehalten bleibt.
Herten-Rheinfelden – Tipps und Infos
So kommt man hin: Von Norden bietet sich die Route über das Rheintal entlang der Autobahn A5 an. Der Sonderlandeplatz Herten-Rheinfelden liegt etwa 4 Nautische Meilen östlich von Basel und 1,5 Nautische Meilen westlich von Rheinfelden. Von Süden dient der Rhein (Staatsgrenze zur Schweiz) und die südlich verlaufende Schweizer Autobahn N3 als Auffanglinie. Vorsicht: Unmittelbar westlich des Platzes beginnt der Nahverkehrsbereich von Basel-Mulhouse. Im Endanflug von Osten und Westen auf Bäume achten! Herten-Rheinfelden ist auch im Winter durchgehend anfliegbar.
Unterkunft: Einzel- und Doppelzimmer zu moderaten Preisen bietet das etwas außerhalb von Rheinfelden gelegene Landgasthaus Kupferdächli. Für gehobenere Ansprüche liegt mitten im Stadtzentrum von Rheinfelden das Hotel Danner. Der Schweizer Teil der Kleinstadt mit Kurzentrum und Solebad, sowie die Basler Innenstadt sind von hier in wenigen Minuten mit dem Auto erreichbar. Andere Hotels sowie Appartments und Ferienwohnungen gibt’s in nahezu allen Preisklassen. Infos unter www.rheinfelden-baden.de
Aktivitäten: Besonders reizvoll ist ein Besuch im Vogelpark Steinen. Täglich werden hier zwei Greifvogel-Flugvorführungen gezeigt. Der Park ist vom 15. März bis 2. November von 10 bis 17 Uhr geöffnet (www.vogelpark-steinen.de). Ebenfalls sehenswert: Die Erdmannshöhle von Hasel, eine der ältesten und schönsten Tropfsteinhöhlen Deutschlands. Öffnungszeiten: April und Oktober, werktags 13 bis 17 Uhr, Freitag, Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr, Mai bis September täglich 10 bis 17 Uhr. Die Führung dauert 30 bis 40 Minuten. Sehr interessant ist außerdem die Tschamberhöhle, eine von lediglich drei deutschen Schauhöhlen im Muschelkalk. Weitere Information und Anmeldung unter Telefon 07762/80 99 01 (www.bergbau- schwarzwald.de)
Text: Samuel Pichlmaier, fliegermagazin 12/2008