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Flugplatz Helgoland – EDXH

Auf dem Weg zu Deutschlands einziger Hochseeinsel muss man 25 Meilen Wasser überqueren. 100 Stunden Mindest-Flugerfahrung als PIC sind vorgeschrieben. 
Als er die erreicht, steht für unseren Autoren das Ziel fest

Von Redaktion

Helgoland stand schon früh auf meiner Liste wünschenswerter Flugziele. Vor etwa 40 Jahren war ich zuletzt dort, mit dem Schiff von Hamburg aus. Mit 54 Jahren habe ich schließlich meinen Flugschein gemacht. Dann musste ich warten, bis ich die verlangten 100 Flugstunden als Pilot in Command (PIC) und Erfahrung mit kurzen Bahnen hatte. Endlich waren die Voraussetzungen erfüllt, um mit dem Flugzeug auf die Insel in der Nordsee zu fliegen. Aber ich hatte keine Zeit. Oder das Wetter passte nicht. Oder es war keine Vereinsmaschine verfügbar, zumal ich für meinen Besuch lieber die Cessna als die Piper nutzen wollte – da sind die Start- und Landestrecken viel kürzer. Endlich klappt’s: Die 172 ist gebucht, die Wetterprognose perfekt.

Dicht an dicht: An schönen Tagen wird es auf dem kleinen Vorfeld schnell eng (Foto: Herbert Hocke)

Am Tag vor dem Abflug rufe ich wie empfohlen beim Flugplatz Helgoland-Düne an und frage nach Avgas-Verfügbarkeit (die inzwischen auch auf der Website abrufbar ist), den Verzurrmöglichkeiten für die Maschine und etwaigen Besonderheiten. Avgas ist auf Helgoland steuerfrei und kostet pro Liter beinahe einen Euro weniger als auf dem Festland. In der Hauptsaison ist die kleine Insel total ausgebucht. Wo sollte ich so kurzfristig noch eine Unterkunft bekommen? Ich habe mein kleines Zelt schon fast eingepackt; schließlich liegt der Camping-Platz direkt beim Flugplatz auf der flachen, sandigen Nebeninsel namens Düne. Aber dann finde ich doch noch ein kleines Einzelzimmer im Oberland der Hauptinsel.

Endlich klappt’s: Die 172 ist gebucht, die Wetterprognose perfekt

Am Morgen sind die letzten Flugvorbereitungen am Platz in Meschede-Schüren schnell erledigt. Leider soll am Folgetag eine Front früher im Sauerland ankommen als mir lieb ist. Also steht fest: Ich mache mich bereits vor der streng eingehaltenen Mittagspause des Helgoländer Flugplatzes auf den Weg. Sie beginnt um 12 Uhr Lokalzeit. Dank Rückenwind bin ich schnell an der Küste, wo ich die Rettungsweste anlege. Merkwürdig: Man macht sich über See noch mehr Gedanken darüber, wie man sich verhält, wenn der Motor wider erwarten aussetzt. Immerhin sind viele Schiffe unterwegs, das Meer ist ruhig. Schnell wird es Zeit, Helgoland Info zu rufen, denn so weit ist es gar nicht: von Wangerooge 25 Nautische Meilen. Wie erwartet ist die Piste 15 in Betrieb.

Ganz schön kurz: Die längste Bahn auf Helgoland bietet 480 Meter. Die Badenden an Nord- und Südstrand haben oft Besuch von Kegelrobben (Foto: Herbert Hocke)

Es weht mit 10 Knoten aus 120 Grad. Eigentlich gute Voraussetzungen: Meist ist der Wind hier draußen stärker und böiger. Und da erscheinen im Dunst die zwei Inseln nebeneinander im Meer. Die längste der drei Pisten ist gut zu erkennen – die anderen wären mir beim ersten Mal zu kurz. Nach 1:36 Stunden setze ich auf. Es herrscht extrem viel Andrang, sodass es mit den Stellplätzen schon etwas eng wird. Mit meinem Gepäck auf dem Rücken wandere ich zunächst Richtung Fährhafen. Auf diesem Weg – wie auf vielen anderen Wegen auf der Düne – kreuzt man die Einflugschneisen zu den jeweiligen Runways. Vor Tieffliegern wird mittels roter Ampeln gewarnt. Ich mache einen Umweg über den wunderschönen Nordstrand. Auf dem Sand und im Wasser sollen hier oft Kegelrobben zu sehen sein – aber ich habe heute kein Glück.

Flug über die Nordsee: Und da erscheinen im Dunst die zwei Inseln nebeneinander im Meer

Das Fährboot pendelt im Halb-Stunden-Takt zwischen der Hauptinsel und der Düne, bei großem Andrang auch öfter. Die wenige Minuten kurze Fahrt von der Düne zur Hauptinsel ist kostenlos, für den Rückweg werden vier Euro berechnet. Zwischen den Inseln passieren wir die vor Anker liegenden Ausflugsdampfer, die viele Tagesbesucher vom Festland gebracht haben. Vor dem Gedrängel flüchte ich aufs Oberland, den hochgelegenen Teil der Insel, der größtenteils unbewohnt ist. Fahrstuhl und Treppe führen hinauf. Später komme ich zu dem Schluss: So richtig gut gefällt mir Helgoland erst, wenn die Tagestouristen so um 16 Uhr die Insel wieder verlassen. Lautes Tuten ihrer Schiffe fordert dazu auf. Auf dem Oberland gibt es einen Rundweg an der Steilküste entlang, die Sicht von hier oben ist grandios.

Lange Anna: 47 Meter hoch ist der freistehende Felsen aus rotem Buntsandstein (Foto: Herbert Hocke)

Trottellummen, Basstölpel und Dreizehenmöwen nisten dicht an dicht in der roten Felswand. Mein Blick geht hinüber zur Düne, wo ich gerade so die Cessna sehen kann. Am Nachmittag mache ich noch eine Insel-Umrundung im Börteboot mit – so heißen die offenen Motorboote, mit denen Besucher vom ankernden Schiff auf die Insel gebracht werden. Der Ausflug lohnt sich. So kann ich der „Langen Anna“, dem steilen Felszipfel an der Inselspitze, auch von der Seeseite meine Aufwartung machen. Aufs zollfreie Einkaufen verzichte ich bei meinem Besuch – aber mir ist schon klar, dass ich damit in der Minderheit bin. Parfüm und Alkoholika gibt es in unglaublicher Auswahl in Läden, die sich dicht an dicht reihen. Bei 20 Knoten böigem Wind aus 110 Grad rolle ich wieder zur Piste 15, und schnell liegt Helgoland hinter mir.

Leider bleibt mir der Gegenwind erhalten, sodass ich etwa zwei Stunden für den Rückflug nach EDKM benötige. Immerhin spielt das Wetter mit. Die Sicht über See ist zwar nicht so gut wie am Vortag; über Land passiere ich einige Regenschauer. Aber die angekündigte Front hat sich noch etwas Zeit gelassen.Es ist eine andere, besondere Welt da draußen auf hoher See, ganz anders als auf den klassischen Pilotenzielen, den ostfriesischen Inseln. Ich komme wieder.

Helgoland – Tipps und Infos

  • Nur für Piloten mit mindestens 100 Stunden Flugerfahrung als Pilot in Command. Flugplan vorgeschrieben für Dreiachs-UL und Motorsegler. Anruf vor dem Abflug dringend empfohlen.
  • Unterkunft: Eine Übernachtung auf Helgoland ist etwas Besonderes, denn erstens ist die Zahl der Betten begrenzt und zweitens verlassen ab etwa 16 Uhr die Ausflugsdampfer mit den vielen Tagesgästen die Insel. Dann ändert sich die Stimmung und wird sehr viel ruhiger. Die Website der Kurverwaltung unter www.helgoland.de bietet eine Liste der Unterkünfte. Auf der Düne befindet sich ein Campingplatz direkt neben dem Flugplatz. Dort kann man auch einfache Häuschen mieten.
  • Einkauf: Dank einer Sonderregelung sind auf der Insel alle Waren zoll- und mehrwertsteuerfrei. Parfüm, Alkoholika und Tabakwaren lassen sich deshalb sehr günstig einkaufen, ebenso Kleidung und Schmuck. Die Auswahl ist groß, selbst sehr ausgefallene Sorten lassen sich finden, etwa bei Whisky.

Text: Herbert Hocke, fliegermagazin 12/2013