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Flugplatz Freiburg – EDTF

Die sympathische Stadt im Südwesten der Republik ist das ganze Jahr über ein lohnendes Ausflugsziel. Winterlich verschneit jedoch hat die Schwarzwald-Metropole ihren ganz besonderen Charme. Zudem atmet man am Flugplatz Luftfahrtgeschichte: 2007 wird er 100 Jahre alt

Von Redaktion

Für überzeugte Freiburger gibt es nur zwei Sorten von Menschen: Solche, die in ihrer Stadt wohnen – und solche, die dort hinziehen wollen. Das mag dem einen oder anderen vielleicht übertrieben vorkommen, aber es spiegelt das Selbstverständnis der Einwohner wider, dass ihr „Städtle“ das schönste hierzulande ist. Neben dieser subjektiven Einschätzung gibt es aber auch viele objektive Gründe für die Attraktivität Freiburgs: die sonnige Lage am Oberrhein, freundliche Menschen, der Weinanbau inmitten der City, die Sterne-dekorierte Gastronomie, das Wintersportparadies Schwarzwald vor der Haustür, die Nähe zu Frankreich oder der Schweiz und und und …

Freiburg hat auch in puncto Flugplatz Besonderes zu bieten: Bereits 1907 gründeten flugbegeisterte Ballonfahrer die erste Luftsportvereinigung der Stadt. Oskar Heim, mit Flugzeugführerschein Nummer 21 einer der Pioniere, brachte wenig später einen Wright-Doppeldecker nach Freiburg, was der Popularität dieser neuen „Bewegung“ einen mächtigen Schub verlieh. 1911 wurde auf einem Exerzierplatz die erste Halle gebaut, und es gelang kurz darauf, den „Oberrheinischen Rundflug“ hierher zu locken. Aus dem ursprünglichen Verein für Luftschifffahrt wurde nun der Breisgauverein für Luftfahrt, da immer mehr Motor- und Segelflugzeuge die Gasballone verdrängten.

Freiburg hat auch in puncto Flugplatz Besonderes zu bieten

Der Erste Weltkrieg unterbrach alle Aktivitäten. Doch schon kurz nachdem das Flugverbot aufgehoben wurde, fanden sich die Luftfahrt-begeisterten wieder zusammen. In den Zwanziger Jahren erlebte der Platz seine erste Blütezeit. 1926 wurde Freiburg sogar im Linienbetrieb der Luft Hansa regelmäßig angesteuert. Nach der militärischen Nutzung im Zweiten Weltkrieg blieb die Privatfliegerei lange verbannt. Erst in den fünfziger Jahren rappelten sich Piloten wie Flugplatz wieder auf. Eine an der Ostseite des Platzes stationierte Hubschraubergarnison des französischen Militärs sorgte von den sechziger bis in die achtziger Jahre für zusätzliches Leben am Himmel. Erneut ernsthaft in seiner Existenz gefährdet war der Flugplatz Mitte der neunziger Jahre: Kommunalpolitiker wollten ihn 1996 schließen, die Flieger sollten auf den 40 Kilometer entfernten Ex-Fliegerhorst Lahr umziehen.

Eine Bürgerinitiative, von Piloten und Flugplatzfreunden gegründet, schaffte es jedoch, ein Bürgerbegehren und -entscheid – also eine Art Volksabstimmung – zu erzwingen. Und darin sprach sich die Mehrheit der Bevölkerung für den Erhalt ihres Flugplatzes und eines Stücks Freiburger Tradition aus – der Gemeinderat musste daraufhin zurückrudern. Seit diesen Turbulenzen entwickelt sich der Platz: Die Verlängerung der Landebahn nach EU-Richtlinien vor allem für die ständigen Ambulanzflüge ist bereits genehmigt. Auf dem Gelände tummeln sich Segelflieger, Ballonfahrer, Fallschirmspringer, UL-Piloten, die Crew des Rettungshubschraubers und jede Menge Motorflieger. Darunter auch angehende Airlinepiloten, die von der ansässigen FFH-Südwestdeutschen Verkehrsfliegerschule ausgebildet werden. Oldiefans gelten die Hallen als Geheimtipp: Boeing Stearman oder Stampe SV-4 gibt’s gleich mehrfach, dazu kommen Raritäten wie die Piper J-3C oder eine frisch restrierte deHavilland Tiger Moth.

Oldtimer in Freiburg: für Oldiefans gelten die Hallen als Geheimtipp

Highlights sind jedoch die Warbird-Hämmer: Gleich ein halbes Dutzend seltene Jak-3, Jak-3U und Jak-11 sind hier zuhause, und wer ganz genau hinschaut, wird in einem der Hangars vielleicht den Rumpf einer Buchon-Me 109 entdecken können, die auf ihre Restaurierung wartet. Die oldiebegeisterten Brüder Achim und Elmar Meier sowie weitere Klassiker-Liebhaber sorgen dafür, dass die Freunde fliegender Veteranen immer was entdecken können. Klar auch, dass in der heimlichen „Öko-Hauptstadt“ der Republik, die als einzige Großstadt einen Grünen als Oberbürgermeister an ihre Spitze gewählt hat, selbst der Flugplatz auf Umweltschutz setzt: Die Photovoltaikanlagen auf den Dächern seiner Gebäude erzeugen doppelt so viel Solarenenergie, wie für den Betrieb aller Unternehmen am Flugplatz notwendig ist. Der Überschuss wird ins lokale Stromnetz eingespeist und verhindert damit den Ausstoß von 72 Tonnen Kohlendioxid im Jahr.

Gerade auch in der kalten Jahreszeit ist Freiburg ein schön gelegenes und gut anfliegbares Ausflugsziel mit reichlich Attraktionen: Ski Alpin, Langlauf oder Schlittenfahren auf dem Hausberg Schauinsland und im Schwarzwald, Spazierengehen auf dem verschneiten Schlossberg und Schönberg inmitten der Stadt oder ins warme Wasser der Thermalquellen des Mineralbades eintauchen – das alles verscheucht Winterdepressionen garantiert. In der Innenstadt sollte man bei einer Visite im Dezember unbedingt den idyllischen Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz besuchen: Glühwein, Lebkuchen, heiße Crêpes und andere Spezialitäten sind genau das richtige Rezept gegen die Kälte.

Auch im Winter ist Freiburg ein schön gelegenes und gut anfliegbares Ausflugsziel mit reichlich Attraktionen

Natürlich lohnt sich auch der Besuch des Münsterplatzes, wo Freiburger wie Besucher gern eine Bratwurst essen und an Marktagen trotz Schnee und Eis jede Menge los ist. Der Aufstieg auf den Turm der im gotischen Baustil errichteten Kirche ist zwar sportlich, belohnt aber mit einem tollen Panoramablick. Wem das zu mühsam ist, der sollte einen Abstecher auf den Lorettoberg ins Schlosscafé machen. Das Traditionsrestaurant bietet eine herrliche Sicht über die winterliche Stadt und ist sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto bequem erreichbar. Kulturinteressierte können aus einem reichhaltigen Angebot wählen: Museum für moderne Kunst, Naturkunde- oder Augustinermuseum und viele mehr. Ein renommiertes städtisches Theater, Kleinkunstbühnen, das Jazzhaus, ungezählte Musikkneipen, Galerien und Kinos runden die kulturelle Vielfalt der 200 000 Einwohner zählenden Universitätsstadt ab.

Wer diese von oben genießen will – einfach eine Runde in die Luft gehen: Die leicht abgeknickte Platzrunde zur „34“ führt exakt entlang der Innenstadt. Kommt man aus dem Schwarzwald angereist und in den Genuss eines Direktanflugs, darf sogar das Münster passiert werden. Und das Wetter spielt selbst im Winter meistens mit – oder wie es ein Berater einmal schön formulierte: „Das Rheintal ist nur an zwei Tagen im Jahr nicht fliegbar – und einen hatten wir schon!“. Sie warten die wärmere Jahreszeit für einen Besuch ab? Dann sollten Sie sich diesen Termin vormerken: Am 21. und 22. Juli wird das Jubiläum „100 Jahre Flugplatz“ mit einer großen Airshow gewürdigt – und ganz Freiburg feiert mit.

Freiburg – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Platz ist leicht zu finden: Er liegt auf einer Freifläche im Nordwesten Freiburgs. Der Anflug auf die „34“ führt entlang der Innenstadt, zum Eindrehen in den Queranflug ist der Hauptbahnhof eine gute Orientierungshilfe. Bei Südwestwind muss im Anflug auf die „16“ mit Turbulenz gerechnet werden. Auf Funkanfrage sind bei geringem Verkehrsaufkommen auch Direktanflüge problemlos möglich.
  • Unterkunft: Wer es nobel mag, ist im Fünf-Sternehotel „Colombi“ in der Innenstadt genau richtig. Gleich nebenan, aber preiswerter, ist das „Premier Hotel Victoria“. Absolute Ruhe und einen Panoramablick über die winterliche Stadt bietet das „Mercure Panorama Hotel“ am Schlossberg. Mehr Infos und weitere Hotels bei Freiburg Touristik, Rotteckring 14, 79098 Freiburg Telefon 0761/ 3881843 oder www.fwtm. freiburg.de
  • Restaurants: Direkt am Flugplatz hat seit Dezember das neue Airport-Restaurant mit Bar täglich außer montags geöffnet. Gehobene badische Küche gibt’s im „Hirschen“ im Stadtteil Lehen, im „Dattler“ auf dem Schlossberg oder Michelin-Stern-dekoriert im Restaurant des Hotels „Colombi“. Den schönsten Blick beim Essen genießt man im „Kagan“-Café und Bar im 17. Stock des Hochhauses am Hauptbahnhof.
  • Veranstaltungen: Der Großflugtag „100 Jahre Flugplatz Freiburg“ findet am 21./22. Juli statt, Infos unter www.flugtag-freiburg.de

Text: Jürgen Schelling, fliegermagazin 1/2007