Flugplatz Flensburg – EDXF
Als dänische Handelsmetropole profitierte „Flensborg“ von den transatlantischen Verbindungen des Königreichs. Bis heute hat sich die norddeutsche Küstenstadt ihr maritimes Flair erhalten
Bei den „Westindien-Fahrern“ galt die Stadt dereinst als bedeutende Rumhandelsmetropole. Mal gehörte sie zu Dänemark, mal zu Deutschland. Mitte des 18. Jahrhunderts profitierte „Flensborg“ viele Jahre von den transatlantischen Verbindungen des Königreichs Dänemark. Der Überseehandel mit Roh-Rum machte die Kaufleute reich. Wer sich der zweitnördlichsten Stadt Deutschlands aus der Luft nähert, erblickt am Südwestrand ein weitläufiges Wiesengelände mit einer langen Asphaltpiste in ost-westlicher Ausrichtung – die beiden Grasbahnen sind weniger auffällig. Der Anflug ist aus allen Himmelrichtungen hindernisfrei. Nur wer aus Süden kommt, muss die Kontrollzone von Schleswig-Jagel beachten. Je nach Windrichtung, also Betriebspiste, verlaufen die Platzrunden im Süden oder im Nordwesten des Verkehrslandeplatzes.
Navigatorische Auffanglinien sind die A7 im Westen und die B199 im Norden, die zwischen Autobahn und Stadt vierspurig ist. Vom Flugplatz bis in die südliche Altstadt sind es keine drei Kilometer. Direkt am Flugplatz gibt es eine Bushaltestelle für den öffentlichen Nahverkehr. Natürlich kann man auch ein Taxi bekommen. Ein guter Ausgangspunkt für die fußläufige Stadtexkursion ist das Büro der Touristinformation an der Roten Straße. Lauschige Plätze und schmale Gänge laden in der ältesten Straße Flensburgs zu Entdeckungsspaziergängen an. Man kann in kleinen Läden und Galerien stöbern oder in Cafés und Restaurants einkehren. In der Roten Straße Nummer 13 betreibt Andreas Tunger, selbst Pilot und Mitglied im Luftsportverein Flensburg, seine „Alte Kaffee-Rösterei“. Hier kann man viele Kaffeesorten kaufen oder es sich in dem gemütlichen Café bequem machen.
Kurze Wege: Vom Flugplatz bis in die südliche Altstadt sind es keine drei Kilometer
Wer die romantische Gasse nach Norden verlässt, gelangt nach einem Rechtsschwenk zum Südermarkt. Überragt wird der Marktplatz von der St. Nicolai-Kirche, die nicht nur dank ihres bezaubernden Glockenspiels bekannt ist, sondern auch durch eine sehens- und hörenswerte Orgel. Vom Südermarkt erreicht man über Holm, Große Straße und Norderstraße (die Fußgängerzone ist 1,7 Kilometer lang) den Nordermarkt, wo in der warmen Jahreszeit Cafés ihre Stühle auf die Straße stellen. Ein paar Häuser weiter, in der Marienstraße, produziert A. H. Johannsen seit 1878 nach alten Rezepten und Veredelungsverfahren so genannten Rum-Verschnitt. Es ist das letzte von zirka 30 Rum-Häusern, die in Flensburg mal ansässig waren.
Die Hökerei am Eingang der Firma ist ausgesprochen „hyggelig“, wie die Dänen sagen (Deutsch: gemütlich, nett). Besucher der Hökerei können „einen Schluck Kulturgeschichte“ probieren, wie Geschäftsführer Martin Johannsen betont. Von Mai bis September finden freitags ab 16.00 Uhr Führungen statt. Über die Norderstraße geht’s zum Science Center Phänomenta, das Besucher mit spannenden Phänomenen zu Naturwissenschaft und Technik beeindruckt. Am nördlichen Ende der Straße ist das historische Nordertor, das eine Ausstellung über den Flensburger Luftschiffer Hugo Eckener (1868 – 1954) beherbergt. Am Hafen kommen Besucher aufdem Kulturpfad „Kapitänsweg“ ins Staunen.
Der Anflug ist aus allen Himmelrichtungen hindernisfrei
Er startet am Schifffahrtsmuseum und führt in einem Rundkurs zu Schauplätzen, die in der Schifffahrtsgeschichte Flensburgs eine Rolle spielten. Dazu gehören Museumshafen, Museumswerft und das Dampfschiff Alexandra, der einzige noch „seegehende“ Salondampfer Deutschlands. Sehr zu empfehlen: ein Plausch mit Uwe „Kuddl“ Kutzner, dem Chef der Flensburger Museumswerft. Im kleinen Werftcafé schwärmt er gerne von seiner Vision, einen so genannten Westindiensegler nachzubauen. Eine umfassende Darstellung der maritimen Vergangenheit Flensburgs findet man schräg gegenüber im Schifffahrtsmuseum. Noch mehr Museum? Ab Sommer 2014 ist das Rum-Museum wieder zugänglich; ebenfalls dieses Jahr wird das Industriemuseum Kupfermühle neu eröffnet.
Kulinarisch bietet Flensburg alles, was der Magen begehrt. Als Geheimtipps gelten derzeit die Weinhandelbar (Große Straße 52) mit köstlichen Mittagsmenüs und das Mariencafé (Ballastbrücke 22). Das leckerste Labskaus der Stadt gibt es bei Piet Henningsen (Schiffbrücke 20). Wer richtig edel schlemmen möchte, fährt zum Restaurant Christian Bind im dänischen Sønderhav an der Flensburger Förde. Dort liegt auch die Große Ochseninsel, auf der vier Flensburger Künstler und Handwerker leben und arbeiten. Von Sønderhav aus verkehrt eine Fähre.
Man kann sogar mit dem Wasserflugzeug anlanden – Clipper Aviation hat in Flensburg eine DHC-2 Beaver und eine Piper Super Cup auf Amphibien-Floats stationiert; die Beaver liegt am Yachthafen Sonwik, die Piper steht in EDXF. Wer mit dem Flugzeug die Gegend erkundet, dem fallen beidseits der Förde Schlöser auf: Graasten in Dänemark und Glücksburg in Deutschland – auch was zum Anschauen! Golfer werden sich merken, dass es in Bockholm und Benniksgaard 18-Loch-Plätze mit Meerblick gibt. Beeindruckender ist die Aussicht auf den Fjord und die Ostsee nur aus der Luft.
Flensburg – Tipps und Infos
- Unterkünfte: Camping am Flugplatz für Piloten und Begleitung gratis; Gästehaus Scandia (am Flugplatz), Tel. 0461/132 32, www.gaestehaus-scania.de; Ferienwohnung Kolonialwarenspeicher (Altstadt), Tel. 0461/9049 56 23, http://home.ferienwohnungen.de/fewo1846/24079/
- Aktivitäten: Dampferfahrten, Sommergästese-geln: Historischer Hafen Flensburg, Schiffbrücke 37, Tel. 0461/18 29 18 01, www.historischer-hafen.de
- Wasserflug: Clipper Aviation, Tel. 0461/15 05 50, www.clipper-aviation.deMuseen www.museumsberg-flensburg.de
Text und Fotos: Bernt Hoffmann, fliegermagazin 2/2014