Flugplatz Bamberg – ETEJ
Im fränkischen Städtchen Bamberg versteht man zu leben: Gute Küche, eine malerische Altstadt und ein Stück Luftfahrtgeschichte am Flugplatz laden zu einem Abstecher ein
Beim Anflug auf Bamberg-Breitenau könnte man fast ein bisschen ehrfürchtig werden. Schließlich hat der deutsche Flugzeug-Konstrukteur schlechthin, Willy Messerschmitt, Bamberg als die Wiege der deutschen Luftfahrt bezeichnet. Hier baute der Luftfahrt-Pionier schon vor seinem Abitur den Gleiter S 5. Bereits mit 25 Jahren gründete er 1923 seine erste Flugzeugbau-Firma. Nach den Seglern S 11 bis S 14 begann für ihn mit den Motorseglern S 15 und S 16 die Ära des Motorflugs. Noch in Bamberg konstruierte er die zweisitzige M 17 und die M 18, seine erste Maschine in Metallbauweise und Vorläufer aller späteren legendären Me-Typen. Wir landen auf der Piste 22 im „fränkischen Rom“, wie Bamberg auch genannt wird, weil es wie die Stadt am Tiber auf sieben Hügeln erbaut wurde.
In der Platzrunde erkennt man schon, was Bamberg so attraktiv macht: den imposanten Dom, die historische Altstadt, das Flüsschen Regnitz und auf dem höchsten Berg der Stadt thronend die Altenburg. Versorgt mit Stadtplan, Restaurant- und Besichtigungs-Tipps von den netten Bamberger Fliegern geht’s mit dem Taxi – wie empfohlen – zuerst zum „Gabelmann“. Der entpuppt sich als barocker Neptunsbrunnen aus dem Jahr 1698 und ist damit ein optimaler Ausgangspunkt, um Bamberg von der Innenstadt aus zu Fuß zu erkunden. Die romantische Altstadt ist seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe. Bamberg, das gerade sein tausendjähriges Bestehen gefeiert hat, überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet.
Es besitzt deshalb den größten unversehrten historischen Stadtkern Deutschlands. Vom Mittelalter, als Bamberg noch als Zentrum der Welt besungen worden war, bis zum bürgerlichen Barock reicht die Entstehungsgeschichte. Davon zeugen imposante Prachtbauten und malerische Bürgerhäuser. Was anderswo leicht ins Kitschige abdriftet, verbreitet hier angenehme Atmosphäre. So auch das ehemalige Fischerviertel „Klein Venedig“, dessen Name daher rührt, dass die hübsch restaurierten mittelalterlichen Häuser entlang der Regnitz auf Pfählen stehen. Um dem südländischen Namen das passende mediterrane Flair zu verleihen, sind hier echte venezianische Gondeln samt Gondoliere im Einsatz.
Anflug auf Bamberg: In der Platzrunde erkennt man schon, was die Stadt so attraktiv macht
Von dem Flüsschen aus bietet sich ein schöner Blick auf die idyllische Altstadt. Wie beim italienischen Vorbild hat das Wasser für die nordbayerische Bistumsstadt große Bedeutung. So prägen rechter und linker Regnitzarm, Main-Donau-Kanal, alter Kanal und zahlreiche Brücken das Stadtbild. Auch das Alte Rathaus, eines der Wahrzeichen Bambergs, steht mitten im Wasser auf Pfählen. Erstmals erwähnt wurde es schon im 14. Jahrhundert, nach verschiedenen Neu- und Umbauten ist es heute im Barock- und Rokkoko-Stil zu sehen. Bamberg wirbt für sich mit dem Slogan „Symphonie in B“: Bürger, Barock, Burg. Aber auch mit ganz anderen Bs: Brezen, Bratwürste und Bier.
Diese drei stehen für bodenständige fränkische Mahlzeiten. Denn trotz der zahlreichen Touristen, die die Altstadt bevölkern, gibt’s kein überteuertes, auf weltmännisch getrimmtes Fastfood. Überall bieten gemütliche Biergärten und Gasthöfe Spezialitäten wie Schäuferla, Haxen und Krustenbraten oder leckere Brotzeiten an. So gestärkt lässt sich der Domberg erklimmen, damit der kulturelle Teil des Ausflugs nicht zu kurz kommt. Oberhalb der Altstadt thront der Kaiserdom St. Peter und St. Georg. Kaiser Heinrich II., der das Bistum Bamberg gründete, ließ den Dom errichten. Er wurde 1012 zu seinem 39. Geburtstag eingeweiht. Zwei Großbrände zerstörten ihn, sodass der heutige romanisch-gotische Bau aus dem 13. Jahrhundert stammt.
„Pflicht“-Besichtigungspunkte im Dom sind das Hochgrab, 1513 für das Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde von Tilman Riemenschneider geschaffen, sowie der berühmte „Bamberger Reiter“. Obwohl oder vielleicht gerade weil Entstehung und Bedeutung der Skulptur aus dem 13. Jahrhundert bis heute umstritten sind, gilt sie als eines der bedeutendsten Wahrzeichen der alten Kaiserstadt. Es lohnt sich auch, einen Blick auf die andere Seite des Domplatzes zu werfen. Die Neue Residenz der Bamberger Fürstbischöfe aus dem 17. Jahrhundert mit 50 Prachträumen und dem herausragenden Kaisersaal lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass das fürstbischöfliche Leben seine angenehmen Seiten hatte. Heute sind hier Teile der Bayerischen Staatsgalerie untergebracht.
Aber auch Luftfahrt-Historie lässt sich hier erleben, wenn alle zwei Jahre beim Oldtimertreffen fliegende Klassiker einschweben
Kunstwerke barocker Maler wie Lucas Cranach dem Älteren können im passenden Ambiente bewundert werden. Wer dann noch nicht genug Geschichte getankt hat, kann auch noch einige der 13 Museen Bambergs besuchen. Aber auch Luftfahrt-Historie lässt sich hier erleben, wenn alle zwei Jahre beim Oldtimertreffen fliegende Klassiker einschweben. Sie locken regelmäßig tausende Besucher zur alten Heimatbasis Willy Messerschmitts. Dieser war bis zu seinem Tode 1978 Ehrenmitglied des Bamberger Aeroclubs; die Planungen für das nächste Oldtimertreffen 2009 laufen bereits. Durch die Nähe zur Innenstadt ist „ETEJ“ zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Die militärische Mitnutzung des Flugplatzes durch die amerikanischen Streitkräfte macht sich außer durch gelegentliche Hubschrauberstarts nicht weiter bemerkbar.
Platzfremde dürfen allerdings nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung einfliegen. Wer jedoch am Wochenende in den Sommermonaten landen will, dem reicht auch eine PPR-Anfrage per Funk. Die Runway ist selbst jetzt im Winter immer geräumt und, wenn die „Vorwarnzeit“ lange genug war, sogar gestreut. Für diesen Service sorgen die Mitglieder des Aero-Clubs Bamberg, die auch den Flugleiter stellen. Bamberg hat also Sehenswürdigkeiten für mehr als nur ein Wochenende zu bieten. Und beim Abflug von der „04“ wird Schloss Seehof in Memmelsdorf, das direkt neben der Platzrunde liegt, auf die Besichtigungsliste für’s nächste Mal gesetzt.
Bamberg – Tipps und Infos
So kommt man hin: Der US-Army-Flugplatz liegt im Nordosten der Stadt am Autobahnkreuz Bamberg, wo A70 und A73 zusammentreffen. Von Westen kommend kann man der A70 und dem Main folgen, aus Süden kommend ist der parallele Verlauf von Regnitz, Main-Donau-Kanal und A73 ein markantes Orientierungszeichen. Stadt und Flugplatz nicht unterhalb 3000 Fuß überfliegen. Im Anflug die unmarkierten Leitungen im Nordosten beachten. Wegen der Präsenz der Militärs enthält der Bottlang kein Anflugblatt von Bamberg. Auf www.aeroclub-bamberg.de kann man sich dieses jedoch ausdrucken. PPR per Telefon ist von Montag bis Freitag zwingend.
Unterkunft: Vom edlen Viersternehotel „Residenzschloss“ am Ufer der Regnitz bis hin zur Ferienwohnung im malerischen „Klein Venedig“ ist für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei. Zahlreiche Hotels, Gasthäuser und Privatquartiere liegen direkt im Herzen der Altstadt, malerisches Flair inklusive. Für Piloten bietet sich vom Namen her natürlich das Romantik-Hotel „Messerschmitt“ an. Das hat zwar nur den Namen mit dem berühmten Konstrukteur gemeinsam, ist aber auch ohne Flieger-Ambiente einen Restaurant-Besuch oder eine Übernachtung wert. Das Doppelzimmer gibt’s für 140 Euro, www.hotel-messerschmitt.de Nette Ferienwohnungen bekommt man aber auch schon für weniger als 50 Euro pro Nacht. Infos und Buchungen bei der Tourist Information unter Telefon 0951/2 97 62 00, touristinfo@bamberg.de und www.bamberg.info
Ausflüge: Insgesamt 13 der unterschiedlichsten Museen kann man in Bamberg besichtigen, vom E.T.A.-Hoffmann-Haus bis hin zum Gärtner- oder Krippenmuseum. Im Rahmen einer Stadtführung kann man in das dunkelste Kapitel der Bamberger Geschichte eintauchen: Im 17. Jahrhundert war hier eine der Hochburgen der Hexenverfolgung, wer rothaarig war oder nicht daran glaubte, dass die Erde eine Scheibe ist, landete damals schnell auf dem Scheiterhaufen. Weitere unterschiedliche Begehungen stehen unter einem speziellen Motto, etwa „Prunk, Pracht und Puder“ oder „Punsch-Führung“. Spannend ist die Erforschung der Stollenanlagen; die seit dem 11. Jahrhundert bei der Sandgewinnung entstandenen Stollen dienten später als Wein- und Bierkeller und zuletzt als Luftschutzräume. Für alle, die nicht mehr am gleichen Tag zurück fliegen müssen, ist natürlich der Hinweis wichtig, dass Bamberg als Bierstadt zehn eigene Brauereien beheimatet!
Text: Ulrike Schneider, fliegermagazin 1/2008