Flugplatz Bad Dürkheim – EDRF
In der Pfalz gibt es mit 1800 Sonnenstunden pro Jahr das schönste Wetter weit und breit. Kein Wunder, dass ein fast schon südländisches Ambiente die Region zum attraktiven Ausflugziel macht. Mittendrin: der Flugplatz Bad Dürkheim
Der Anflug zeigt bereits, wohin es einen hier verschlägt: Zwischen schier endlosen Weinbergen und dem größten zusammenhängenden Waldgebiet der Republik landet man direkt neben einem kleinen Badesee am Stadtrand. Chef auf dem Turm ist Otto Schwenk, der beim Platzbetreiber, dem Flugsportverein Bad Dürkheim, seit Jahren fest angestellt ist. Nur an Wochenenden oder im Urlaub wird er von Flugleitern aus dem Verein vertreten. Schwenk managt locker die 5000 Flugbewegungen pro Jahr, und selbst seine Freizeit gehört der Fliegerei: Als einer von fünf Lehrern für UL und PPL-A schult er im Verein auf der clubeigenen Tecnam P-92, der C152 oder der PA-28. Wenn das Wetter zu schlecht zum Fliegen ist, widmet er sich seiner Internetseite www.airports.de, eine unter Piloten beliebte Infoseite.
Nicht nur auf dem Turm herrscht familiäre Atmosphäre. 168 Mitglieder hat der Flugsportverein, davon 110 aktive Piloten. Sie sorgen dafür, dass der Platz tadellos in Schuss ist und der Schulbetrieb reibungslos läuft. Auch die geselligen Veranstaltungen kommen nicht zu kurz – in der Pfalz wird nun mal gerne und ausgiebig gefeiert. Etwa bei der „Weinstraßen-Rallye“, die der Verein jedes Jahr ausrichtet; diese ist Bestandteil der Rheinland-Pfälzischen Meisterschaft im Navigationsfliegen. Die Strecke knobelt übrigens ebenfalls Otto Schwenk aus. Dieses Jahr findet die Flugrallye „Deutsche Weinstraße“ und das Flugplatzfest „Tag der offenen Tür“ am 28. und 29. Mai statt. Genau wie die Rallye lockt das zugehörige Festwochenende zahlreiche Teilnehmer nach Bad Dürkheim. Traditionell muss das Sieger-Team abends auf die Waage steigen, um den Preis abzuholen: Die Gewinner werden in Wein aufgewogen, und da kommen schnell mal ein paar Kisten zusammen.
Bad Dürkheim während der Flugrallye „Deutsche Weinstraße“
Spaß macht das allen Beteiligten, und das üppige Pfälzer Buffet ist auch für Nicht-Pfälzer ein Genuss. Der „Saumagen“, die wohl berühmteste Pfälzer Spezialität, hat ihre Bekanntheit Altkanzler Helmut Kohl zu verdanken, der Staatsgäste immer ins nahe gelegene Deidesheim eingeladen hat. Deshalb sind auch Polit-Promis wie Margaret Thatcher, Michail Gorbatschow oder Boris Jelzin schon per Hubschrauber auf dem Dürkheimer Platz gelandet. Aber auch Nicht-VIPs kommen in den Genuss der gastfreundlichen Piloten. So ruft der Flugleiter fremden Piloten gerne ein Taxi, wenn man in das Kurstädtchen fahren will, oder man wird kurzerhand von einem Vereinspiloten in seinem Auto Richtung Stadt mitgenommen. Also zunächst auf in die Stadt, um endlich den legendären Saumagen zu probieren. Zugegeben, das hört sich nicht gerade verlockend an, schmeckt aber herrlich, wenn einem der Sinn nach deftiger Hausmannskost steht.
Saumagen, Leberknödel und anderes kann man natürlich auch in einer Weinstube oder Straußwirtschaft in einem der idyllischen Dörfer entlang der Deutschen Weinstraße probieren. Die zieht sich über 80 Kilometer weit von Bockenheim im Norden über Bad Dürkheim und Neustadt bis zum Deutschen Weintor, dem südlichen Ende der Weinstraße in Schweigen, und ist bestens ausgeschildert. Durstig bleibt hier niemand, denn fast jeder Ort hat neben unzähligen Weingütern seine eigene Winzergenossenschaft. Kein Wunder, man ist schließlich mitten im zweitgrößten (manche behaupten auch dem größten) zusammenhängenden Weinanbaugebiet Deutschlands gelandet. Auf fast 24 000 Hektar wachsen entlang der Deutschen Weinstrasse 100 Millionen Rebstöcke. 2,5 Millionen Hektoliter Rebensaft – jede vierte Flasche deutschen Weins – kommt aus der Pfalz.
Weinstraße: zweitgrößtes zusammenhängendes Weinanbaugebiet Deutschlands
Bereits Ende August gibt’s den ersten „Neuen Wein“ oder „Neie Woi“, wie der Federweiße hier heißt. Natürlich auch wieder Grund für die Pfälzer, ein zünftiges Weinfest zu veranstalten. Dort hat man als Fremder Gelegenheit zu lernen, dass für die Pfälzer der Schoppen das Maß aller Dinge ist. Und da sind die Pfälzer sehr eigen: Ein Schoppen ist genau ein halber Liter und kein Tropfen weniger. Dazu muss man aber wissen, dass auf Weinfesten normal das Schoppenglas am Tisch rundum geht und alle aus einem Glas trinken. Wer mit dieser heimischen Sitte nicht vertraut ist und meint, er müsse alleine zwei oder drei Schoppen bestellen, der übernimmt sich schnell. Mit Fliegen ist dann am nächsten Tag erstmal nichts. Auf dem Wurstmarktgelände in Bad Dürkheim steht passend zur Region auch das größte Weinfass der Welt, das 1934 von Küfermeister Fritz Keller wie ein ganz normales Fass gebaut wurde.
200 Tannen ließ er aus dem Schwarzwald kommen, um dieses 1,7-Millionen-Liter-Fass zu bauen. Es war allerdings nie mit Wein gefüllt; vielmehr beheimatet es ein originelles Restaurant. Wenn man das Fass besichtigt hat, sollte ein Bummel durch das nahe Stadtzentrum folgen. Schon im Jahr 778 wurde Bad Dürkheim erstmals erwähnt; heute finden sich rund um den historischen Römerplatz einladende Cafés und nette Einkaufsmöglichkeiten. Nach dem Rundgang erkundet man am besten noch den Kurpark, der zwischen Spielbank und Kurparkhotel Blütenpracht und lauschige Plätzchen bietet, oder beim Besuch der Saline. Dieses 333 Meter lange Bauwerk erinnert an die Geschichte der Salzgewinnung. Heute rieselt das salzhaltige Wasser über eine neun Meter hohe Reisigwand, damit die Kurgäste quasi frische Meeresluft inhalieren können. Bevor man wieder wegfliegt, empfiehlt es sich, einen Wandertag im Pfälzerwald einzuplanen.
Bei Segelfliegern beliebt: Wellenflug in der Rheinebene
Der ist übrigens bei Segelfliegern dafür bekannt, dass er bei strammem Westwind öfter mal für Wellen am Rand der Rheinebene sorgt. Doch auch am Boden hat der Naturpark seine Reize. Gut 12000 Kilometer markierte Wanderwege machen die Auswahl nicht leicht. Am besten holt man sich eine Wanderkarte für die Umgebung und sucht eine Strecke nach der eigenen Kondition aus. Höchster Berg ist mit 687 Metern der Donnersberg, von dem in den achtziger Jahren zum ersten Mal in Deutschland ein Drachenflieger weiter als 250 Kilmeter flog. Besonderer Reiz entlang der Wanderrouten: Überall finden sich bewirtschaftete Hütten oder Waldgaststätten, die Deftiges wie Erbseneintopf oder Hausmacher Wurst anbieten. Natürlich gibt’s auch einen zünftigen Schoppen Wein oder Schorle, bevor sich der Besucher gestärkt wieder auf den Weg macht.
Unbedingt erklimmen sollte man das über Neustadt gelegene Hambacher Schloss, das man aus Süden kommend vielleicht schon im Anflug gesehen hat. Nicht umsonst wird es oft die „Wiege der deutschen Demokratie“ genannt. Am 27. Mai des Jahres 1832 zogen 30 000 Menschen, vom Bauern bis zum Studenten, hinauf zum Schloss. Durch die französische Revolution ermutigt hatten sie Einheit, Freiheit und Gleichheit auf die Fahnen geschrieben, eine demokratische Verfassung gefordert und gegen die Willkür des Adels protestiert. Zwar ging das Ganze friedlich ab, verfehlte aber seine Wirkung nicht. Im restaurierten Schloss erinnert die Dauerausstellung „Ein Fest für die Freiheit“ an diese frühen demokratischen Errungenschaften der Pfälzer. Und wer seinen Kurzurlaub genüsslich ausklingen lassen will, sollte vor dem Abflug in der Fliegerstube „Da Mema 2“ noch deren deutsch-italienische Küche oder ein leckeres Stück selbstgebackenen Kuchen versuchen.
Bad Dürkheim: Tipps und Infos
So kommt man hin: Der Platz liegt 1,3 NM nordöstlich von Bad Dürkheim – von der Rheinebene kommend direkt am Rande des Pfälzerwaldes. Ein lang- gezogener Badesee verläuft in gleicher Ausrichtung wie die Piste direkt daneben und ist ein guter Orientierungspunkt, ebenso die direkt vor der „26“ verlaufende Bahnlinie. Von Norden kommend dreht man bei weithin sichtbaren Gewächshäusern einer Großgärtnerei in 1300 Fuß in den Gegenanflug auf die „08“ ein und fliegt genau auf einen Steinbruch unterhalb der Kapelle auf dem Michelsberg zu. Zur Funknavigation kann man folgende VOR nutzen:
VOR Ried RID 112,20 216° 23 Meilen,
VOR Coleman HDM 109,00 242° 12 Meilen,
VOR Karlsruhe KRH 115,95 332° 33 Meilen.
Unterkunft:
- Das Gartenhotel Heusser in Bad Dürkheim bietet Sondertarife für Piloten und einen Shuttle-Service von und zum Flugplatz. www.hotel-heusser.de, Tel. 0 63 22/93 00
- Ein Campingplatz liegt direkt neben dem Flugplatz am Badeweiher Almensee.
- Weitere Infos und Unterkünfte auf www.bad-duerkheim.de
Restaurants:
- Die Klosterschänke Limburg bietet außergewöhnliches Kolonialstil-Ambiente und eine erlesene Küchenkultur: Luitpoldweg 1, 67098 Bad Dürkheim, Tel. 0 63 22/79 17 72
- Hotel Annaberg, Annabergstraße 1, 67098 Bad Dürkheim, Tel: 0 63 22/94 00 0, Fax: 0 63 22/94 00 90, www.hotel-annaberg.de
Ausflüge
- Im Ballon lautlos über die Rheinebene oder den Pfälzerwald schweben, das gibt es bei „Ballon and More“, Jürgen Schall, Tel. 0 171/862 03 11, Ballon.More@t-online.de
- Wandern im Pfälzerwald: gute Tourentipps in www.pfalzwanderer.de
- Historische Altstadt von Neustadt an der Weinstraße mit Fachwerk-Romantik
- Bei schlechtem Wetter relaxen im Erlebnisbad und Wellnessbereich des „Salinariums“
- Kinder lieben den Holiday Park in Hassloch mit der rasanten Achterbahn „Expedition G-Force“.
Text: Ulrike Schneider, fliegermagazin 4/2005