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Flugplatz Anklam – EDCA

Anklam – der Flugplatz und das kleine Städtchen in Vorpommern sind untrennbar mit dem Namen der Brüder Lilienthal verbunden

Von Redaktion

Zwar gehörte die vorpommersche Stadt mit dem idyllischen Flugplatz zur Hanse, doch international bekannt wurde Anklam erst durch Otto und Gustav Lilienthal. Die 1848 und 1849 geborene Brüder wuchsen hier auf und besuchten das lokale Gymnasium. Dort fielen sie zwar nicht durch herausragende Leistungen auf, aber zwei Fächer weckten ihr Interesse: Naturwissenschaften und Zeichnen regten sie zu genauer Beobachtung an. Wohl nicht von ungefähr verfolgten die beiden fasziniert die Flüge der Störche und unternahmen sogar die ersten, freilich zunächst missglückten Flugversuche mit selbst gebauten Flügeln.

Bereits mit 16 Jahren kehrte Otto Lilienthal seiner Heimatstadt den Rücken, um in Potsdam und kurz darauf in Berlin mit dem Besuch der Gewerbeschule, einem Praktikum in einer Maschinenfabrik und als Student der Gewerbeakademie die Grundlagen für seine einzigartige Entwicklung als Ingenieur, Konstrukteur und Unternehmer zu legen. Gustav folgte den Spuren des Bruders. „Zurückgekehrt“ nach Anklam sind die erfolgreichen deutschen Pioniere der frühen Luftfahrt erst rund 150 Jahre später: Bei den Vorbereitungen auf den 100. Jahrestag des ersten Menschenflugs 1991, der damals noch getrennt in Ost- und Westdeutschland geplant wurde, kamen die Stadtväter und einige Politiker zu der Überzeugung, dass man zum Andenken an den berühmtesten Sohn der Stadt mehr tun müsse, als lediglich Einrichtungen nach ihm zu benennen und Modelle oder Fotos im Heimatmuseum auszustellen.

Otto und Gustav Lilienthal: deutsche Pioniere der frühen Luftfahrt

Wer heute auf dem Verkehrslandeplatz Anklam einschwebt, entdeckt deshalb schon nach dem Abstellen des Flugzeugs bei einem ersten Rundgang, dass die Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt lebendig erhalten wird. Das beginnt bereits auf der nördlichen Seite des Flugplatzes, wo die Segelflieger ihre Heimstatt mit Hangar, Werkstatt und Clubhaus haben. Als „Fliegerclub Otto Lilienthal“ bilden sie heute den aktivsten Verein am Platz neben Ultraleicht- und Modellfliegern sowie Ballonfahrern. An die früher hier heimischen Agrarflieger der Interflug erinnern je eine abgestellte Zlin Z-37, PZL-106, ein An-2-Doppeldecker und ein Kamow Ka-26 Helikopter. Der Hubschrauber und die Flugzeuge sind so gut gepflegt, als wären sie immer noch im Einsatz. Doch sie gehören zu einer hierzulande wohl einmaligen Einrichtung, dem „Aeronauticon“, einem Natur- und Erlebnispark, in dem auf Schautafeln Themen wie das Fliegen in der Natur behandelt werden.

Er grenzt unmittelbar an den Flugplatz an. Eine Natur-Bibliothek sowie die Station zur Erfassung von Umweltdaten gehören ebenso dazu wie ein originell gestalteter Kinderspielplatz. Zwar wird das Aeronauticon, das der Verein für Jugend- und Sozialarbeit Ostvorpommern betreibt (unterstützt von Flugplatz und Lilienthal-Museum), vor allem von Schulklassen, Jugend- und Studentengruppen frequentiert, aber auch zahlreiche Vereine, Familien und nicht zuletzt die Gäste der gegenüber liegenden Fliegerpension nutzen die Anlage gern. Wie wär’s mit einer kleinen Fahrradtour, um nach dem Aeronauticon auch das Lilienthal-Museum und die Stadt zu besichtigen? Räder kann man am Flugplatz ausleihen, es sind nur drei Kilometer ins Zentrum. Neben den Stätten, die an die Luftfahrt-Pioniere erinnern, bietet Anklam weitere Sehenswürdigkeiten.

Direkt neben dem Flugplatz: der „Aeronauticon“, ein Natur- und Erlebnispark

So ist das Steintor aus dem 13. Jahrhundert, das einzig erhalten gebliebene, in Backsteingotik errichtete Tor, ein Wahrzeichen Anklams. Aus der gleichen Zeit stammen die Kirchen St. Marien und die Kirchenruine St. Nikolai. Diese und andere Bauten der einst wohlhabenden Hansestadt wurden immer wieder von Kriegen zerstört oder schwer beschädigt, denn viele Jahrhunderte lang war das Flüsschen Peene sowohl Verteidigungs- als auch Grenzlinie zwischen Schweden und Preußen. Dann geht es weiter ins Lilienthal-Museum, 1991 aus Anlass des 100. Jahrestages des ersten Menschenflugs eröffnet. Das Haus in der Ellbogenstraße beherbergt eine kleine, aber anregende Sammlung zur Geschichte des Gleit- und Segelflugs.

Die Anfänge der Luftfahrt und die ersten bescheidenen Erfolge können Besucher an Hand von 14 Lilienthal-Konstruktionen, Fotos und anderen Dokumenten nachvollziehen. Wer dann nach dem Bummel durch die Stadt mit dem Flugzeug die Landschaft nördlich Anklams in respektvoller Höhe überfliegt, blickt auf das reizvolle Naturschutzgebiet „Unteres Peenetal“. Die Wasserstraße führt zum Oderhaff, über das man die Ostsee erreicht. Ein Abstecher zur nahegelegenen Insel Usedom mit ihren reizvollen Stränden und Landschaften kann dann den gelungenen Abschluss eines Anklam-Besuchs bilden.

Anklam – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Flugplatz von Anklam unmittelbar nordwestlich der Stadt ist einfach zu finden. Die Bitumenpiste ist für Motorflieger, die Grasbahn für Segelflieger reserviert
  • Unterkünfte: Preiswerte Übernachtungen in modern eingerichteten Zimmern erhält man in der Fliegerpension direkt am Flugplatz. Telefon 03971/258530. Mehrere Hotels und Pensionen in der Stadt bieten Übernachtungen in fast allen Preislagen. Für gehobene Ansprüche ist das außerhalb der Stadt gelegene Gutshaus Stolpe direkt an der Peene zu empfehlen. Zum Hotel gehören die 300 Jahre alte Gaststätte Fährkrug, die gut bürgerliche Küche pflegt, und ein Gourmet-Restaurant. Infos bei Anklam Information, Markt 3, 17389 Anklam, Telefon 03971/83 5154, www.anklam.de
  • Ausflüge:Für Luftfahrt-Interessierte ist ein Besuch des Otto-Lilienthal-Museums in der Ellbogenstraße 1 in Anklam empfehlenswert, Telefon 03971/24 5500, www.lilienthal-museum.de

Text: Hartmut Buch, fliegermagazin 10/2005