flugplaetze

Flughafen Leipzig – EDDP

Leipzig – Stadt der Friedlichen Revolution, 
Heimat von Bach und Mendelssohn, Kleinod 
für Architekturfans. An den Wochenenden 
zahlt man am Flughafen niedrigere Gebühren

Von Redaktion

Wir kommen von Norden, entlang der Autobahn 9 Berlin-München. Rechtzeitig vor Erreichen des Pflichtmeldepunkts November rufen wir den Tower. Nicht zur Landung, sondern zur Stadtbesichtigung in 2000 Fuß – ideal für einen ersten Eindruck von der Sachsenmetropole. Die Lotsen kennen das schon und sind kooperativ: „India-Charlie, Einflug in die Kontrollzone genehmigt, QNH 1017, Transponder VFR.“ Um zum Stadtzentrum zu gelangen, queren wir die CTR: Ihre Südgrenze liegt nördlich der City, doch wiederholte Ein- und Ausflüge müssen nicht gemeldet werden, wenn ein Transponder an Bord ist. Überhaupt: Wer sich früh genug ankündigt, muss nicht zwingend über November oder Sierra fliegen, die Freigaben sind meist sehr flexibel. Wir ziehen Kreise über der kompakten Innenstadt mit ihren markanten Bauten: Altes und Neues Rathaus, Universität und Bahnhof, Thomas- und Nikolaikirche.

Doppelpack: Die südliche Piste gibt es seit 
fast vier Jahren. (Foto: Robert Kluge)

Im Westen der Stadt liegt der „Zoo der Zukunft“, der sich durch seine artgerechte Tierhaltung auszeichnet. Die riesige Glaskuppel des neuen Tropenhauses glitzert in der Sonne. Weiter geht es Richtung Süden, vorbei an dem 1913 errichteten Völkerschlachtdenkmal – mit 91 Metern Höhe perfekt für alle Fußgänger, die einen Panoramablick über Leipzig erhaschen wollen. Dahinter liegt das Neuseenland mit blauen Flächen: Kulkwitzer und Cospudener See, Markkleeberger und Störnthaler See – wo einst durch Braunkohleförderung die Landschaft zerstört wurde, vergnügen sich heute in den gefluteten Tagebau-Restlöchern Badende, Paddler und Segler. Entlang des Flüsschens Weiße Elster geht es zurück in die CTR: „India-Charlie, frei zur Landung 26 Rechts.“ 3600 Meter Beton liegen vor uns. Nach dem Aufsetzen dauert es fast zehn Minuten, bis wir unsere Parkposition erreicht haben, denn Leipzig-Halle ist ein richtig großer Platz mit Brücken über die Autobahn 14.

Nach dem Aufsetzen dauert es fast zehn Minuten, bis wir unsere Parkposition erreicht haben

Doch das Rollen wird zum Erlebnis dank der „großen“ Kollegen wie einer 737 von Air Berlin, einer 777 von Aerologic und einer der hier stationierten Antonow 124 von Volga-Dnepr/Ruslan-Salis. Nach der Autobahnquerung wartet das Follow-Me-Auto und führt uns zur GA-Abstellfläche mit Bremsklötzen und Verzurr-Ösen. Angst vor diesem kontrollierten Luftraum muss kein Privatpilot haben. Und auch nicht vor einer großen Rechnung angesichts des Weekend-Specials für Flugzeuge bis zwei Tonnen MTOW. Freitag 15 Uhr bis Montag 10 Uhr Lokalzeit wird zur Landegebühr nur die Hälfte der Nutzungsgebühren (vier statt acht Euro) fällig. Das Abstellen ist dann kostenlos. An Feiertagen gilt Gleiches vom Vor- bis zum Folgetag. Im günstigsten Fall zahlt man beispielsweise bei einer C172 mit einfachem Lärmzeugnis 18,98 Euro. „Piloten von Kleinflugzeugen sammeln wertvolle Praxiserfahrung, wenn sie zu so günstigen Konditionen einen internationalen Verkehrsflughafen anfliegen“, erklärt Geschäftsführer Dierk Näther, selbst aktiver UL-Pilot.

„Das Special bietet sich natürlich auch zu einem Besuch der Region an, die viel Interessantes zu bieten hat.“ Der Flughafen Leipzig/Halle liegt etwa gleich weit von beiden Städten entfernt. Will man Taxikosten sparen, gibt es alle 30 Minuten eine Zugverbindung. Eine Viertelstunde später stehen wir in Leipzigs Hauptbahnhof. Der einstmals größte europäische Kopfbahnhof ist ein gigantischer Tempel der Mobilität und Einkaufsparadies zugleich. Auf dem Platz davor treffen sich die meisten Straßenbahn- und Buslinien. Doch von hier sind viele Attraktionen auch bequem zu Fuß erreichbar. Unsere Auswahl: die Nikolaikirche als Keimzelle der Friedlichen Revolution von 1989, das Zeitgeschichtliche Forum in der Grimmaischen Straße (Eintritt frei), der belebte Marktplatz mit dem Alten Rathaus, die Thomaskirche mit dem Grabmal Johann Sebastian Bachs und Konzertstätte des Thomanerchors, das Bildermuseum am Sachsenplatz, das Museum in der Runden Ecke als bedrückendes Zeugnis der DDR-Staatssicherheit.

Kleinod: 1556 als erstes Renaissance-Rathaus Deutschlands errichtet, beherbergt das Gebäude heute das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig (Foto: Andreas Schmidt)

Am Augustusplatz liegen Oper und Gewandhaus, die wichtigsten Spielstätten für klassische Unterhaltung. Hier entstehen neue Gebäude der 1409 gegründeten Universität. Leipzig ist trotz schwerer Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg ein Freilichtmuseum der Architektur – dank der DDR, in der es chronisch an Geld für Abriss und Neubau fehlte. Ab 1990 setzte man auf einen behutsamen Denkmalschutz. Daher kann man Deutschlands größtes zusammenhängendes Gründerzeit- und Jugendstilareal, das „Waldstraßenviertel“ zehn Minuten zu Fuß von der City entfernt, erkunden. Zum Ausklang des Tages inspizieren wir die Kneipenmeile Drallewatsch: Das sächsische Wort bedeutet „auf den Schwof gehen“ oder „etwas erleben“. Und natürlich sollte man Regionaltypisches probieren, inmitten von Einheimischen. Die haben den Ruf, „helle, heeflich unn heemdiggsch“ zu sein, frei übersetzt klug, höflich und (manchmal) heimtückisch. Letzteres haben die Tower-Lotsen allerdings ganz klar widerlegt!

Leipzig – Tipps und Infos

  • So komm man hin: Der Platz liegt 6,5 NM westnordwestlich von Leipzig und 9,7 NM ostsüdöstlich von Halle an der Kreuzung der A 14 und der A 9.
  • Unterkunft: Von der Pension bis zum 5-Sterne-Hotel – Anfragen online zum Beispiel unter www.leipzig.de/de/tourist/unterkunft
  • Restaurants & Kultur: Tagsüber: „Auerbachs Keller“ und „Zum Arabischen Coffe Baum“, eines der ältesten Kaffeehäuser Europas. Abends: „Moritzbastei“, ein Studentenclub drei Etagen tief in der Befestigungsanlage. Für Genießer: Leipziger Gose, ein obergäriges Bier, süße Bachtaler und -pfeiffen oder „Leipziger Lerche“, ein Mürbeteiggebäck.
    Für Musikliebhaber: Oper, Gewandhausorchester (Mendelssohn-Festtage vom 17. bis 29. Mai) und Thomanerchor. Das Bachfest findet vom 10. bis 19. Juni statt. Mit Familie: Zoo Leipzig mit Löwen-Savanne und Riesentropenhalle, Gondelfahrt auf Industriekanälen und der Weißen Elster. Ausflug zum Nachbarplatz: In Roitzschjora (EDAW), einem 1200-m-Grasplatz im Norden, findet am dritten Augustwochenende ein Treffen russischer Yak-Typen statt (www.yakrotte.de).
  • Text: Robert Kluge, fliegermagazin 3/2011