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Fliegertreffen Kramme & Zeuthen in Dänemark – die KZ-Rally 2012
Das Wichtigste vorweg: „KZ“ ist das Namenskürzel des einzigen dänischen Flugzeugherstellers Kramme & Zeuthen. Einmal im Jahr treffen sich die Halter und Fans der historischen Maschinen an Dänemarks Westküste auf dem Flugplatz Stauning
Schade eigentlich. Das ganz große Fliegertreffen ist die diesjährige KZ-Rally in Stauning nicht geworden. Zum Teil mit Ansage, denn die Konkurrenz am zweiten Juni-Wochenende war nicht nur groß, sondern auch noch königlich: Margarethe II. von Dänemark wurde am Samstag, 9. Juni, auf der gut 150 Kilometer östlich gelegenen Insel Endelave erwartet – ein Besuch bei Jens Toft auf dem Flugplatz Endelave West inklusive (fliegermagazin 11/2009). Damit war schon mal klar, dass der „Große Mann“ der dänischen Allgemeinen Luftfahrt, der selbst auch eine KZ fliegt, natürlich nicht zum Fly-in kommen konnte. Neben seiner Einladung auf die Insel zum Besuch der Königin stand noch die große Airshow der dänischen Luftwaffe am Sonntag in Aalborg auf dem Fliegerkalender – auch eine nicht unattraktive Alternative.
Letzten Endes sollte aber ein sattes Sturmtief über den britischen Inseln mit seinen Ausläufern dafür sorgen, dass nur wenige Unerschrockene den Weg nach EKVJ wagten. Freitagabend verteilten sich vielleicht 20, 25 Maschinen auf dem Gelände, auf dem in den Jahren zuvor auch schon mal über 300 Maschinen geparkt waren, wenn der „KZ & Veteranfly klubben“ zum jährlichen Treffen gerufen hatte. Die abendlichen Sonnenstrahlen nutzte Allan Jensen, der Flugplatzleiter von Stauning, um mit seiner Familie ein paar Runden in einer KZ III zu drehen.
An dem Oldie von 1946 schätzt Jensen die gutmütigen Flugeigenschaften, die Lust auf mehr machen: „Ich hab kürzlich meine Chipmunk verkauft und überlege jetzt, als Halter bei dieser KZ III mitzumachen. Sie ist leicht zu fliegen, die Stallspeed liegt bei nur 46 km/h, und zum Landen braucht man weniger als 100 Meter, wenn’s sein muss.“ Die Technik ist robust, die Wartung simpel und vor allem hier in Stauning kein allzu großes Problem, wo der Oldie-Club alles tut, um die Veteranen aus der Produktion von Viggo Kramme und Carl-Gustav Zeuthen zu erhalten.
Statt Benzin- wehte in den Abendstunden zunehmend Grillduft über den Platz: Schweinebraten vom Rost und ein reichhaltiges Buffet lockten die Piloten und Flugzeugliebhaber in einen nahen Hangar.
Mochte die Wetterprognose für die kommenden zwei Tage des Treffens auch nicht gerade erfreulich sein: Die gute Laune ließen sich die Clubmitglieder und Besucher des Fly-ins nicht verhageln. Bei Livemusik tanzten sie durch die Nacht, die zunehmend von Südwesten her noch mehr Wind und viel Regen brachte.
Nach dem Frühstück am Samstagmorgen im Party-Hangar war recht schnell klar, dass aus dem eigentlich geplanten Programm nichts werden würde. Bei tief hängenden Wolken, immer neuen heftigen Regenschauern und 30 Knoten Wind cross zur Bahn verspürte niemand große Lust auf einen Ziellandewettbewerb und Navigationsaufgaben. Dann lieber noch einen wärmenden Kaffee und auf den leckeren selbstgebackenen Kuchen warten. Eine Douglas DC-3, mit der Rundflüge angeboten werden sollten, ließ sich verständlicherweise gar nicht erst blicken, wie auch über den Tag verteilt nur noch wenige Besuchermaschinen in Stauning landeten. Vor allem für historische Maschinen waren Wind und Wetter einfach zu heikel für einen sicheren Trip nach EKVJ.
Doch zum Glück ist das Luftfahrtmuseum nur ein paar Schritte vom Hauptgebäude des Flugplatzes entfernt. So nutzten nicht nur die meisten der mit dem Auto angereisten Familien gern die Möglichkeit, die teils überaus seltenen Exponate zu bestaunen. Wenn sich schon die Bückers, Klemms und De Havillands der Welt auf dem Rasen draußen entschuldigen ließen – hier im Museum konnte man sie trockenen Fußes und im Warmen bewundern. Ein ganz besonderes Wiedersehen gab es für Ulli Völkel aus Erndtebrück im Sauerland, der mit seinem „Co“ Reiner Herling freitags in einer Bölkow Monsun eingeflogen war. Völkel besaß vor Jahren eine Bücker Bestmann, von der er sich trennen musste. Käufer war niemand anderes als Jens Toft, der den eleganten Tiefdecker für das Museum erwarb. Hier steht die Maschine jetzt in den Farben der schwedischen Luftwaffe, die diesen Typ als Trainingsflugzeug einsetzte.
Beim Fliegertreffen gut besucht: Alle je von KZ hergestellten Flugzeuge sind im „Flymuseum“ ausgestellt
Das „Flymuseum“ beherbergt eine vollständige Sammlung aller von KZ gefertigten Typen. Über zehn verschiedene Muster entwarf Kramme & Zeuthen zwischen 1937 und dem letzten Jahr der Produktion, 1954. Der rasante, einsitzige Holztiefdecker KZ I hob im Februar ’37 erstmals ab, er blieb ein Unikat und ging in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren. Ausgestellt ist heute ein Replikat von 1988. Nach dem Krieg nahmen die beiden Konstrukteure an wechselnden Standorten in Kopenhagen wieder die Arbeit auf. Neben Privatkunden war vor allem die sich neu formierende dänische Luftwaffe an den Mustern des einzigen heimischen Herstellers interessiert. Zu den ersten Maschinen des Militärs gehörte der doppelsitzige Trainer KZ II, der bereits vor dem Krieg in den Varianten „Kupé“ und „Sport“ als elegantes Sportflugzeug vermarktet wurde.
Meistgebautes Muster war mit 64 Exemplaren der STOL-Hochdecker KZ III, sein viersitziger Nachfolger KZ VII kam 1946 auf den Markt. Flaggschiff der Sammlung des „Flymuseums“ ist der Prototyp der einzigen zweimotorigen Entwicklung, die als Sanitätsflugzeug konzipierte KZ IV. Mit dem Artillerie-Beobachtungsflugzeug KZ X endete die Firmengeschichte von Kramme & Zeuthen.
Im dänischen Flugzeugmuseum Stauning sind viele Flugzeuge nicht nur zum Ansehen sondern sogar flugbereit
Was das Besondere der Stauninger Sammlung ausmacht: Viele der Maschinen sind nicht nur ausgestellt, sondern auch in flugbereitem Zustand! Im Sommer rollt der Club seine Schätze an sechs Terminen (immer mittwochs) aus dem Museum zur Graspiste hinter den Hangars, um sie in die Luft zu bringen. Wer mag, ist herzlich dazu eingeladen: Besucher sind jederzeit willkommen.
So groß und schön die Sammlung in Stauning auch ist: Irgendwann hatte man alles gesehen, das Wetter draußen wurde leider einfach nicht besser. Club-Vorstand Bent Esbensen blieb dennoch ausgeglichen und guter Dinge. Ein Grund dafür mag sein, dass sein Verein sehr konkrete Pläne für die Zukunft der Veranstaltung hat: „In den achtziger Jahren gehörte die KZ-Rally zu den großen Events in Europa, wir hatten einen sehr lebendigen Austausch mit den neun, zehn anderen Veranstaltungen in England, Frankreich und anderen Ländern. Da sind viele Freundschaften entstanden, die bis heute noch andauern. So etwas ist wertvoll, das müssen wir einfach pflegen und bewahren“, findet Esbensen.
Der STOL-Hochdecker KZ III war das meistgebaute Muster von Kramme & Zeuthen
Die gute alte Zeit lässt sich allerdings nicht zurückholen, das weiß auch der umtriebige Däne. Wer heute eine ordentliche Airshow auf die Beine stellen will, muss sich nicht nur mit vielen Auflagen beschäftigen, sondern auch eine Menge Geld auf den Tisch legen. „Vor zwei Jahren hatten wir zum vorerst letzten Mal das volle Programm“, erinnert sich Esbensen. „Am Ende hatten wir in der Kasse einen fünfstelligen Verlust – das ist zuviel, auch für einen Club wie uns.“
Der Schlüssel zum Erfolg soll die verstärkte Zusammenarbeit all derjenigen sein, die in der Region etwas Besonderes anbieten können – und das sei nicht gerade wenig. „Wir dürfen uns dabei nicht nur auf die Luftfahrt konzentrieren, sondern sollten versuchen, die Leidenschaft für andere Dinge wie Motorräder und Autos mit unseren Flugzeugen zu koppeln. So wie bei der Klassikwelt Bodensee in Friedrichshafen – eine wundervolle Veranstaltung!“, erklärt Esbensen mit leuchtenden Augen. „Dann haben wir hier noch eine Whisky-Destillerie und eine Brauerei: Warum sollte man die nicht auch mit ins Boot holen? Was wir brauchen, ist schlicht ein Event für die ganze Familie!“
Auch zum Stand der Luftfahrt – nicht nur in Dänemark – hat der Vorsitzende des Veteranen-Flugvereins eine klare Meinung. Das größte Problem sieht der leidenschaftliche Flieger in den immer höher werdenden bürokratischen Hürden, auf lokaler Ebene und auch europaweit. „Es wird für uns immer schwieriger, die Museumsmaschinen flugbereit zu halten, und das hat nichts mit der Technik zu tun – die ist im Gegenteil ganz einfach zu beherrschen.
Was wirklich schlimm ist, sind die ganzen Regularien der EASA, die auf die großen Airliner zugeschnitten sind, aber nicht auf die Allgemeine Luftfahrt, geschweige denn auf historische Flugzeuge. Part M macht die ganze Sache richtig schwierig für uns.“
Etwas Spielraum bleibt den Enthusiasten aus Stauning, denn der „KZ & Veteranenfly klubben“ (www.kzclub.dk) ist in Dänemark das, was in Deutschland die Oskar Ursinus Vereinigung ist. Als solche begleitet er alle Selbstbauprojekte und kann für Luftfahrzeuge national geltende, vorläufige Zulassungen erwirken. 50 Bau- und 11 Restaurierungsprojekte sind derzeit aktiv, darunter auch eine KZ II Coupé, eine von nur noch drei Maschinen, die überhaupt existieren. Bent Esbensen selbst restauriert derzeit eine PA-12; schon flugbereit ist seine Aeronca Champ.
Sein abschließender Appell: „Es wird Zeit, dass wir die derzeitigen Strukturen überdenken. Den PPL zu machen ist schon mal zu teuer, das muss billiger gehen. Was wir bräuchten, ist so etwas wie eine Orange Revolution, nicht nur für die dänische Luftfahrt. Wir sollten auf die Bürokraten pfeifen und einfach wieder mehr fliegen!“
Als der Regen irgendwann weniger wurde, nutzten einzelne Mutige die Chance, um sich schon am Samstag auf den Heimflug zu machen. Für Sonntag klang der Wetterbericht nicht viel besser. Auf ein Neues im nächsten Jahr.
fliegermagazin 8/2012
Martin Naß war bis Ende 2021 Redakteur des fliegermagazins und dort auf UL-Themen spezialisiert.
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